Doug Martsch, du alter Kartoffelbauer! Wem willst du im Kartoffelstaat Idaho denn noch deine Superhits vorspielen? Sieben Tage und sieben Nächte kannst du den Rocky Mountains mit deiner Crazy-Horse-Gitarre entgegengniedeln, Edelsteine ausgraben und Barthaare züchten. Doch dein letztes Hamburg-Konzert? Fast zehn Jahre her. Einmal fragte ich den Indie-Rock-Retter und Bartman Martsch. was er denn so den ganzen Tag mache in Boise, Idaho. Er so: Die Kinder vom Kindergarten abholen, im Garten Basketball spielen und mit der Frau im Schuppen sitzen. Bei einem denkwürdigen Built-To-Spill-Konzert um die Jahrtausendwende trat Martsch in Jogginghose und Sandalen auf und spielte noch einmal „Car“, den schönsten aller Built-To-Spill-Songs. Und so stehen heute vor dem Knust gerade noch junge oder mittelalte Rocktypen, deren Wunschliste vielleicht so aussehen könnte: „Big Dipper“, „Traces“, „The Weather“, „I Would Hurt A Fly“, „Reasons“, „You Were Right“, „Made-Up Dreams“. Draußen schüttet es, alle sind klatschnass. Nur „DSDS“-Cewinner Mark Medlock, der feine Herr, wird mitsamt seinem völlig abgewetzten Built-To-Spill-Tourshirt von 1995 in der schwarzen Limousine vorgefahren. Und da steht er auch schon: Doug Martsch, Gitarrengott ohne Rasierapparat, Mitglied in jedem Coolness-Club und ewiger Kandidatfürdielndie-Muppet-Show. Insgesamt sind drei Gitarristen auf der Bühne, einer davon die physiognomische Schnittmenge aus Charles Manson, Dimebag Darrell und Helge Schneider. Früh gibt es „Car“ zu hören, später „You Were Right“, „Nowhere Nothin‘ Fuckup“ und, nicht zu glauben, auch „Twin Falls“. Das Dinosaur-Jr.-eske „Conventional Wisdom“ endet ebenso im freien Spiel wie die fünfzehnminütige Zugabe, die leider auch mit viel Fantasie nicht mehr zu „Cortez The Killer“ wird. Blick auf die Uhr: Fast zwei Stunden hat Doug Martsch gespielt. Jetzt dreht er den Kopf ein letztes Mal zum Mikro und sagt: „See you next time“. Wer sich ein bisschen auskennt, weil? um die Schwierigkeit. Martsch für länger als ein paar Tage aus den Staaten und von seiner Veranda zu entfernen und ahnt: Es gibt kein nächstes Mal. Und war es nicht trotzdem triumphal? Aber ja.

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