Nun hat also Sony in Deutschland den ersten eBook-Reader auf den Markt gebracht. Nachdem man die Folgen der Digitalisierung im Bereich Musik bereits beobachten konnte, ist die Versuchung groß, sich nun als Prophet zu erproben: Die elektronischen Lesegeräte, die zur Zeit noch 299 Euro kosten, werden sich in Windeseile ausbreiten. Die Umstellung auf digitale Bücher wird von zahlreichen Menschen aller Altersgruppen zunächst vehement abgelehnt werden („Ich will das haptisch erleben, ich will ein Buch in der Hand haben“), noch mehr aber werden sie akzeptieren. Die Buchverlage (und nicht wenige Autoren) werden zuerst mit einer Sinnkrise („So ein digitales Buch, das ist doch nichts mehr wert!“) und später mit einer wirtschaftlichen Krise kämpfen („Oh! So ein digitales Buch ist ja tatsächlich nichts mehr wert!“ bzw. im Jahresabschlussbericht: „Die Steigerung der eBook-Verkäufe konnte den Einbruch auf dem klassischen Buchmarkt nicht ausgleichen“). Wie auch immer der Kopierschutz funktioniert – er wird geknackt werden. Entscheidender für die Popularität eines Autors wird nicht mehr sein, wie viele Menschen sein Werk gekauft, sondern wie viele es gelesen haben. Vor allem aber wird die Umrechnung von Buchstaben in Nullen und Einsen auch – so banal sich das anhört – toll sein. Wir werden Nachbarn Romane zum Lesen geben, ohne riskieren zu müssen, das geliebte Exemplar gar nicht oder mit verdächtigen Flecken zurückzuerhalten. Wir werden jede Textstelle der Welt in Sekunden finden, immer und überall unglaublich viel zu lesen in der Tasche haben, und kein verrückter Diktator der Welt kann Bücher mehr verbrennen lassen.

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