Cassie im Diddy-Prozess: Sie fühlte sich „schmutzig“ und „gedemütigt“

Cassie sagte als Zeugin vor Gericht aus & teilte explizite Details über die Zeit ihrer Beziehung mit Diddy.


Der Prozess gegen Sean „Diddy“ Combs wegen Verdacht auf schwere Sexual- und Gewaltverbrechen läuft seit Anfang Mai. Zuvor gab es eine Reihe an Anschuldigungen, Klagen und Strafanzeigen gegen den Rapper. Eine besondere Rolle spielte dabei die Klage seiner Ex-Freundin Casandra „Cassie“ Ventura von 2023, in der sie den HipHop-Mogul des sexuellen Missbrauchs und der Vergewaltigung beschuldigt hat. Obwohl die beiden sich außergerichtlich einigten, ist Cassie eine der wichtigsten Zeuginnen im aktuellen Prozess. Am 13. Mai sagte sie nun vor Gericht gegen ihren Ex aus.

Der Vorwurf: Jahrelanger Missbrauch unter dem Deckmantel einer Beziehung

Schon in der Eröffnungsrede beschrieb die Staatsanwältin Emily A. Johnson Venturas Situation während ihrer Beziehung mit Diddy in negativer Weise. Combs soll Cassie angeblich jahrelang sexuell missbraucht haben, indem er sie zum Sex mit Escorts zwang. Dabei soll er zugesehen und gefilmt haben. Die Aufnahmen soll er später als Druckmittel gegen die Sängerin, aber auch gegen weitere mutmaßliche Opfer genutzt haben. 

Die Staatsanwältin schilderte eine spezielle Nacht genauer: Combs fand wohl heraus, dass Cassie sich mit einem anderen Mann traf. Daraufhin soll er gedroht haben, diesen Mann umzubringen. Er soll samt Waffe und Leibwächter zu seinem Haus gefahren und eingebrochen sein – das Haus sei aber leer gewesen. Als er wenig später Cassie fand, hat er sie angeblich brutal geschlagen, in den Rücken getreten und „wie eine Stoffpuppe“ umhergeschleudert, so die Berichte zu den Prozessaussagen von „New York Times“.

Videoaufnahmen unterstützen die Anschuldigungen

Nach der Eröffnungsrede präsentierte die Staatsanwaltschaft eine Aufnahme von Überwachungskameras eines Hotels, die zeigt, wie Combs seine Ex-Partnerin angreift. Es ist zu erkennen, wie er auf Ventura eintritt und sie über den Boden zerrt. Das Video war bereits bekannt, doch nun hat Ventura am 13. Mai das erste Mal im Prozess ausgesagt und Situationen kontextuell und detailliert beschrieben. Auch einige, die auch auf emotionalen Missbrauch hindeuten könnten. Combs habe ihr zufolge ihre Gesangskarriere „erstickt“ und ihr Aussehen streng kontrolliert, sie beispielsweise als „zu mexikanisch“ bezeichnet. Als „Bestrafung“ soll er ihr außerdem Gegenstände wie ihren Laptop oder ihr Handy abgenommen haben. Die Musikerin schilderte auch, dass Combs sie aufgefordert hatte, eine Waffe für ihn zu tragen oder ihn in E-Mails „Pop Pop“ zu nennen. Wie sie erklärte, sei das ein Kosename für ihren Opa, weswegen es ihr ein „komisches“ Gefühl gegeben habe, laut „New York Times“-Berichten.

Cassie: „Mir fehlten die Worte, um zu sagen, wie furchtbar ich mich fühle“

In den Diskussionen um Sean Combs werden auch immer wieder seine „Freak Off Partys“ erwähnt, und auch bei Venturas Aussage waren diese ein Thema. Sie habe viele Male an den Partys teilgenommen, bei denen sie angeblich dazu gezwungen wurde, sexuelle Handlungen mit verschiedenen Männern auszuführen. Danach habe sie sich nach eigener Aussage „schmutzig“, „ekelhaft“ und „gedemütigt“ gefühlt. Sie erklärte, dass Combs während dieser Ereignisse wohl wie ausgewechselt gewesen war: „Seine Augen werden schwarz – die Version von ihm, in die ich verliebt war, war nicht mehr da“ (via „New York Times“). 

Während der Partys wurden die Beteiligten angeblich mit unterschiedlichen Drogen versorgt. Ventura schilderte, wie sie teilweise mehrere Tage gebraucht habe, bis sie sich wieder davon erholt habe. „Mir fehlten die Worte, um zu sagen, wie furchtbar ich mich fühle. Ich konnte mit niemandem darüber reden“, erklärte die 38-Jährige laut „New York Times“. 

Diddy droht eine lebenslange Haftstrafe

Sean „Diddy“ Combs weist weiterhin alle Vorwürfe zurück und plädiert auf nicht schuldig. Ihm zufolge sollen die sexuellen Handlungen seiner „Freak Offs“ mit Einverständnis der Beteiligten geschehen sein. Wie der „Spiegel“ berichtet, bestätigten jedoch seine Anwälte, dass er häusliche Gewalt gegen Frauen ausgeübt habe. Aktuell sitzt der 55-Jährige seit Herbst vergangenen Jahres in Untersuchungshaft. Nach dem womöglich acht Wochen langen Prozess droht ihm eine lebenslange Freiheitsstrafe.