Catatonia: Spielen sie nun Rock oder Pop? Das wissen die Waliser selbst nicht so genau.


Blondes langes Haar, grob karierte Bluse mit Nietenbesatz, verwaschene Jeanshose. Hallo, Madonna. Ist aber gar nicht Madonna, die da sitzt und ein definitiv nur in England erhältliches Eis, Marke „Grüner Tee“, schlabbert. Es ist Cerys Matthews (32), die Frontfrau von Catatonia, und die sind auf der britischen Insel nicht irgendwer. Vor drei Jahren schafften die Fünf mit „International Velvet“ und der Single „Mulder And Scully“ den Durchbruch. Der Nachfolger „Equally Cursed And Blessed“ vermochte diesen Zustand zu festigen.

Danach jedoch legte die Band aus dem walisischen Cardiff eine 18-monatige Pause ein, was gleich Trennungsgerüchte mit sich brachte. „Es war äußerst angenehm, mal nicht immer Fragen beantworten zu müssen, sondern selbst welche zu stellen. Ich habe ganz neue Interessen entwickelt, Reiten zum Beispiel. Aber Catatonia beenden? Das wäre doch töricht. Dazu sind wir viel zu gut“, stellt Cerys klar. Nun also kommt mit „Paper Scissors Stone“ ein neues Album, das vom alten Britpop-Haudegen Clive Langer produziert wurde und sich mit „Papier, Schere, Stein“ übersetzen lässt. Cerys, offenbar sprachbegabt: „Um im Leben etwas zu erreichen, musst du spielen und etwas riskieren. Du weißt ja vorher nicht, ob das Papier, die Schere oder der Stein das Rennen macht.“ Okay, aber mal zur Sache: Pop oder Rock, Leute? Wenn Catatonia das bloß selber wüssten. „Kein Rock“, beteuert Cerys Matthews, „Rock sind wir nicht.“ Songschreiber und Gitarrist Mark Roberts ist auch nicht eben eine große Hilfe: „Weder noch. Na ja, wir sind zu fünft in der Band, und haben alle unterschiedliche Vorlieben. Gemeinsam ist uns aber die Liebe für gute Songs und angenehme Melodien und Texte.“ In der Tal orientieren sich Catatonia an Melodien, haben aber wenig Hippes oder gar einen Hang zu gängigen Trends an sich. Immer unverkennbar dabei: Cerys einzigartige Stimme. Wer die rühmt, bekommt einen Schmatz auf die Wange, während Mark (der sich früher mal als Schlachter in einer Hundefutterfabrik verdingte) zynisch anmerkt, dass „unverwechselbar“ ja auch „ärgerlich“ bedeuten könne.

Trotz des heimatlichen Multiplatin-Dekors ist die Band bei uns noch relativ unbekannt. Mark: „In Deutschland haben wir ein paar Festivals gespielt, einmal zwischen diesen Guave Apes und einer Technoband. Ich kann gut verstehen, wenn sich die Leute durch uns verwirrt fühlen.“ Prominentester Zuhörer bislang war US-Präsident a.D. Bill Clinton, dem Cerys ein paar Folksongs sang: „Ich bin halt sehr flexibel.“

www.catatonia.com