Coati Mundi


„Neue Gesichter ist gut“, grinst Andy Hernandez, als ich ihm den Zweck meines Interviews erkläre, denn im Grunde ist er ein alter Bekannter. Wer Kid Creole and The Coconuts kennt, der kennt auch das Bewegungswunder Coati Mundi, wie sich Andy nun mal nennt. Anfang des Jahres unterzeichnete das New Yorker Multitalent einen Solo-Vertrag, sein erstes Album geht gerade in die Preßwerke. „In gewisser Weise ist die Solo-Arbeit tatsächlich ein Neubeginn, denn ich kann endlich verwirklichen, was schon seit Jahren m meinem Kopf rumschwirrt.“

Coati Mundi, da denken sicher viele an den Irren mit den Tischtennisball-Augen, der hinter seinem Vibraphon wie ein Gummimensch herumtobt, der sich zerbeulte Hüte derart auf die Glatze stülpt, als sei er komplett debil, der im Rollenverhältnis schöner Clown/alberner Clown zweifellos den letzteren im Coconu: Zirkus mimt.

„Es wird sicher manches Vorurteil gegen meine Solo-Aktivitäten geben Natürlich finden sich komische Momente auf der Platte, aber auch persönliche Statements über Tatsachen unserer Zeit.“

Der ehemals engagierte Sozialarbeiter muß verdammt genau wissen, wovon er redet bzw. singt, seine Themen kennt er von der Straße. „Ich will die Leute nicht mit sozialen Problemen zuschütten, meine Kommentare zu vorhandenen Tatsachen sind jedoch unvermeidlich. Wenn die Leute es nicht verstehen, amüsieren sie sich wenigstens.“

Vor einem Jahr fing Andy an, Neuland sprich Europa zu entdecken. z.B. die Hamburger Gruppe „Palais Schaumburg“ zu produzieren und schließlich besagten Plattendeal zu unterzeichnen. „Mich reizte einfach der Gedanke, als Puerto Ricaner aus New York bei einer englischen Firma unterzukommen.“

Sein erstes Album bezeichnet Senior Hernandez als Collage, als Ergebnis der Erfahrungen seiner letzten zehn Jahre- Unzählige Freunde und Kollegen wirkten im Studio mit, u. a. natürlich Freundin Laune Eastside mit ihrer „Rockersize Gang“. Dabei handelt es sich um eine Mädchen-Truppe, die eine Mischung aus Gymnastik und Rock ’n‘ Roll praktizieren. Dann singt noch ein A-Capella-Chor namens „14-Karat-Soldiers“ und, und, und… „Die Credits reichen von Wand zu Wand.“

Ein Auftritt mit allen Mitwirkenden dürfte problematisch, weil eng werden. Folglich tritt Coati momentan live zu Tonbändern auf, eine immer populärer werdende Art der Bühnen Präsentation. „Das ist für mich sehr angenehm, da ich immer nur in Riesengruppen aufgetreten bin, Savannah Band, Kid Creole. Große Gruppen nehmen mir lediglich Platz weo und ich habe keine Lust, über ein Schlagzeug zu stolpern.“

Der durchtrainierte Entertainer ist in ständiger Hochform, macht regelmäßig Gymnastik, versucht sich möglichst vegetarisch zu ernähren, raucht nicht, trinkt nicht, und ist unendlich fleißig. Gerade ist seine LP fertiggestellt, und schon ist er in Londoi. wieder im Studio, um eine hoffnungsvolle Neu-Entdeckung namens Floy Joy zu produzieren. „Die machen eine akustische Mischung aus Charles Dickens. Swing und ewigen afrikanischen Rhythmus-Tupfern. Sehr reizvoll. „

Und das ist die Spezialität von Andy Hernandez: Reizvolle Kontraste mit einem Hauch von Komik. „Vielfalt ist das Gewürz der Gesellschaft!“sagt er. – „Variety is the spice of society!“