Da helfen nur noch Geigen


Um nicht mehr wie Pavement zu klingen, kauften sich The Faint einen Synthesizer. Jetzt gelten sie als 8oer-Nostalgiker...

Nur wer auffällt, wird wahrgenommen. Das dachte sich wohl auch Todd Baechle, Sanger und Bassist von The Faint, als er vor gut zwei Jahren auf Tournee mit No Doubt im amerikanischen Albuquerque auf die Idee kam, den Set der Hauptband aufzufrischen, indem er spärlich bekleidet die Bühne beoat, sein Hinterteil entblößte und den Anwesenden die aufgemalten Initialen ND entgegenstreckte. Blöd nur war, dass er nach dem Streich eine Nacht hinter Gittern verbringen musste, wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses. Nun kommen The Faint aber nicht aus Los Angeles, wo Fehltritte und Skandale die Karriere fördern. Nein, die Band stammt aus Omaha im hinterwäldlerischen US-Bundesstaat Nebraska und nimmt für das zivilisierte Indie-Label Saddle Creekauf. Baechle ist inzwischen sogar mit der zarten Orenda Fink vom ätherischen Folk-Duo Azure Ray liiert. Da wundert man sich dann schon über den No-Doubt-Vorfall. „Das Ganze passierte auf dem letzten Abend der Tour. Wirverstanden uns alle ganz gut und wachten schon hinter der Bühne unsere Scherze. Am Ende gingen mit mir eben die Pferde durch. Ich will daraus aber kein regelmäßiges Ritual machen, das wäre endlos peinlich“.

findet Baechle, der im Interview ruhig und gesittet wirkt. Warum sollte er sich jetzt auch weiter inszenieren, schließlich haben The Faint mit w ET FROM birth ein sehr gutes Album vorgelegt, dessen Qualität für sich spricht. Neben kantigen Rhythmen, zickiger Elektronik und aufgewühltem Gesang probiert es die Band zum ersten Mal mit Streicherarrangements.

„Ich bin früher auf die Musikschule gegangen, wo Offenheit gegenüber allen Stilrichtungen gepredigt wurde. Heute bin ich froh darüber. Wenn man sich beim Musikmachen nur auf die Ästhetik im Rock und Pop beschränkt, ahnt man nicht, was in punkto Arrangements überhaupt alles möglich ist.“ Die Auseinandersetzung mit klassischen Klängen hat für Baechle noch einen weiteren positiven Nebeneffekt. Seiner Meinung nach werden die Streicher helfen, das Gerede vom 8oer-Revival verstummen zu lassen – Gerede, das immer dann aufkommt, wenn es um The Faint geht.

„Wir waren zuerst von Slowdown Virginia beeinßusst, einer Band aus Omaha, die nach Pavement klang. Dann entschlossen wir uns, der Abgrenzung wegen mit Key boards zu arbeiten. Die Folge war, dass wir in den Medien fortan als Neo-8oer-Band bezeichnet wurden. Damit wollen wir nichts zu tun haben. Ich hoffe, die Leutesehen in uns nicht immer noch dieEighties-Nostalgiker. „Das wird schwierig. Baechles Stimme erinnert nun einmal an Dave Gahan, und Synthesizer tragen ihr Scherflein bei. An diesen nackten Tatsachen wird die Band nicht so leicht vorbeikommen.