Das Gehirn


Liebes Gehirn,

Cedric Bixler-Zavala und Omar Rodriguez-Lopez erwähnten mal, dass The Mars Volta u.a. von einer Kraut-Rock-Formation namens Nine Days Wonder inspiriert worden sei. Ich bestellte mir die NDW-Vinyl-LP THE SCENERY IS IN DISGUISE THERE. Doch das Werk stammt aus dem Jahr 2000 und die Musiker aus Japan.

Peter Petrell, Hamburg, via E-Mail

Lieber Peter,

tatsächlich gab und gibt es gleich mehrere Bands unter diesem Namen: Nine Days Wonder aus Tokio sind ein Post-Punk-Quartett, das sich an Vorbildern wie The Jesus Lizard und Shotmaker orientiert. 2002 teilten sie sich die EP SPLIT mit den Kollegen von No Knife aus San Diego. Unter demselben Namen firmiert eine deutsche Mainstream-Rock-Formation um Sängerin Marina Adornetto, die sich 9dw abkürzt. Nine Days Wonder nennt sich aber auch ein Projekt des amerikanischen Singer/Songwriters Jeff Smith, der 2006 ein Country-Rock-Album mit dem Titel SO LONG FORMER BEAUTY QUEEN vorlegte. Die von Mars Volta genannten Nine Days Wonder sind schon lange aufgelöst. Die 1967 von Sänger Walter Seyffer in Mannheim gegründete Band trennte sich erstmals 1972, um sich ein Jahr später zu reformieren. Bis zur endgültigen Trennung 1976 wechselte sie mehrmals Besetzung und Stil. Vier Alben erschienen auf dem bei Sammlern begehrten Kraut-Rock-Label Bacillus: In aufwändigem Cover aus grünem Schaumstoff steckte 1971 das in Dieter Dierks Studio entstandene Debüt mit schräger Mixtur aus Free Jazz und Prog Rock. WE NEVER LOST CONTROL von 1973 war zwar noch Jazz-beeinflusst, zitierte jedoch nicht nur im Titel David Bowies THE MAN WHO SOLD THE WORLD. Als Deutschlands Anwort auf britischen Glam Rock verstand sich 1974 ONLY THE DANCERS – eingespielt mit Elektronik-Pionier Michael Bundt, der auch die Meditationstrips JUST LANDED COSMIC KID (1977) und NEON (1979) aufnahm. 1976 erschien das seinerzeit unterschätzte Pop-Meisterwerk SONNET TO BILLY FROST.

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