Das große David Cassady Interview


Vor einem Monat brachten wir den ersten Teil des ausführlichen David Cassidy-Interviews, das vor einigen Wochen in London gemacht wurde. Wie versprochen, bringen wir heute den zweiten und letzten Teil. David spricht diesmal sehr offen über sein Leben als Popstar, das sowohl gute wie schlechte Seiten für ihn persönlich hat. Aber lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:

Ist es mit Nachteilen verbunden, wenn man als Pop-Sensation gefeiert wird?

Jasicher. Oas Privatleben geht so ziemlich dabei drauf. Ich kann zum Beispiel nur sehr selten ausgehen. Manchmal fühle ich mich geradezu eingeschlossen so wie ein Goldfisch im Aquarium. Wenn ich mal ins Kino gehe, kommen gleich alle Mädchen, die mich entdecken, auf mich zugestürmt. Sie scharen sich um mich, bis der Film abgelaufen ist. Es hat wenig Sinn, irgendwo hinzugehen. Da bleibe ich lieber gleich zuhause.

Was machst Du in Deiner freien Zelt zuhause?

Oft bin ich nächtelang wach. Wenn andere Leute schlafen, spiele ich gerne Gitarre und singe vor mich hin. Vor allem in hellen Vollmondnächten habe ich die besten Einfälle. Bücher lese ich kaum, und Parties, die oft in der Nachbarschaft organisiert werden, interessieren mich auch nicht.

Hat es überhaupt auch Vorteile, wenn man so wahnsinnig populär Ist?

Oh, das hat natürlich auch seine schönen Seiten. Allein die Tatsache, dass ich so berühmt bin, macht mich zufrieden. Aber das ist wohl selbstverständlich, denn jeder Künstler möchte schliesslich anerkannt werden, nicht wahr?

Meinst Du. also, dass die Vorteile die Nachteile überwiegen?

Ja, ziemlich sicher. Jeder macht anderen Menschen gerne eine Freude. Das kann man durch alles Mögliche tun, aber eben auch mit Musik. Wenn man sieht, dass man wirklich andere Menschen glücklich macht, dann vergisst man schnell die Nachteile, die damit verbunden sind. Mir macht es Spass, meinem Publikum Spass zu bereiten.

Schrauben wir die Zeit mal ein bisschen zurück. Als Du so alt warst wie Deine Fans heute sind, bist Du da auch hysterisch geworden, als Du Deine Pop-Idole gesehen hast?

Ich fand die Beatles äusserst dufte, aber ich muss zugeben, dass ich bei ihren Konzerten nicht hysterisch geworden bin.

Bist Du niemals ein richtiger Fan von irgendeinem Star gewesen?

Nein, so richtig nicht. Ich bin nicht ganz so begeisterungsfähig gewesen, wie es meine Fans heute sind. Wahrscheinlich habe ich deshalb etwas in meinem Leben verpasst, denn die Mädchen, die bei meinen Konzerten die verrücktesten Dinge anstellen, sind sehr glücklich …

Denkst Du manchmal an die Zukunft?

Ich denke schon daran, aber sich darüber den Kopf zu zerbrechen, dazu hab‘ ich keine Lust. Vor vier Jahren, beispielsweise, konnte ich mir schliesslich auch nicht ausmalen, dass ich einmal das sein wurde, was ich heute bin. Für die kommenden Jahre habe ich mir natürlich eine ganze Menge vorgenommen. Auf jeden Fall möchte ich auch weiterhin Schauspieler bleiben und singen. Zum Glück habe ich ja momentan auf beiden Gebieten Erfolg. Ich kann nur hoffen, dass das noch ’ne Weile so bleibt. ..

Hat sich bei Dir und Deiner Musik Im letzten Jahr eine Menge verändert?

Ja. Voriges Jahr um diese Zeit mischten sich noch alle möglichen Menschen in meine Angelegenheiten ein. Ich musste Sachen machen, mit denen ich im Grunde nicht einverstanden war. Jetzt ist es endlich soweit, dass ich nur nonb das tue, wo ich auch wirklich einen Sinn drin sehe. Ich will so sein wie ich wirklich bin. Auf meiner letzten LP ‚Rock Me Baby‘ gibt es mehrere Songs, die ich selbst geschrieben hab‘. Das ist ein weiterer persönlicher Erfolg. Seit kurzem habe ich bei den Plattenaufnahmen auch ein Wörtchen mitzureden. Was mir nicht gefällt, brauche ich nicht aufzunehmen.

Kommen wir noch einmal auf Deine Fans zurück. Wäre es nicht interessanter für Dich, wenn in erster Linie Leute in Deinem Alter Deine Musik dufte fänden?

Oberhaupt nicht. Es stört mich nicht im Geringsten, dass das Durchschnittsalter meines Publikums weit unter 20 ist.

Jungsein ist doch nichts Schlechtes, oder?

Du hast drei Halbbrüder, die so alt sind wie Deine Fans. Verstehst Du Dich gut mit ihnen?

Sehr gut sogar! Mit dem Ältesten verstehe ich mich besonders prima. Er ist jetzt 13 und entwickelt sich bereits zu einer echten Persönlichkeit.

Wie oft siehst Du eigentlich Deinen Vater, den Schauspieler Jack Cassidy, und Deine Stiefmutter Shirley Jones?

Ich bin jetzt schon eine ganze Weile ausserhalb der Vereinigten Staaten unterwegs, sodass ich die Beiden inzwischen lange nicht mehr gesehen habe. Wenn wir uns treffen, geht es immer sehr lustig zu. Da sie, er und ich dauernd beschäftigt sind, kommt es nur sehr selten dazu. Dabei fällt mir noch eine witzige Geschichte ein. Vor zwei Monate ungefähr war ich in New York. Ich landete dort mit dem Flugzeug um 2.00 Uhr morgens und ich musste bis zum Weiterflug um 8.00 Uhr warten. Deshalb nahm ich ein Taxi zum nächstbesten Hotel. Der Fahrer, der mich dorthinbrachte, erkannte mich: „Sie sind doch David Cassidy?“ Ich sagte: „Ja, warum?“ „Nun, zufällig sass gestern Ihr Vater bei mir im Taxi. Er bat mich Sie von ihm zu grüssen, falls ich Sie zufällig treffen sollte …“ Ist das nicht ein starkes Stück?“