David Bowie: Wunschkonzert?


Die Tücken der Demokratie: David Bowie ließ die Songs seiner letzten Konzerte von den Fans auswählen - und erntet prompt Prügel von der Presse dafür.

Er stammt aus dem Land mit der langen demokratischen Tradition und doch hat er seine Probleme mit dem Fan-Pluralismus. Vollmundig verbreiteten die bundesdeutschen Medien die „Hotline‘-Telefonnummern, unter denen Bowie-Fans an jedem Konzertort der „Sound & Vision“-Tour ihre Lieblings-Songs wünschen können, auf daß der Meister genau diese Stücke für sie spiele. „Verrat“, hieß es hinterher in vielen Tageszeitungen, denn Bowie hatte an allen fünf Orten fast das gleiche Programm gespielt. Keine Spur von Fon-Wünschen also?

Weif gefehlt. Bowie spielte tatsächlich überall die Top Ten der jeweiligen Hotlines (im Schnitt 1500 Anrufer pro Nummer). Denn auch das ist Demokratie – in allen Städten landeten dieselben Titel auf den ersten zehn Plätzen: „Heroes“, „Ashes To Ashes“, „China Girl“, „Station To Station“, „Let’s Dance“, .Rebel Rebel“, „Absolute Beginners“, „Space Oddity“, „Young Americans“ und „Fame“ eine Liste von Songs also, die Bowie bei einer „Best Of-Tour sowieso gespielt hätte. War die Hotline-Aktion denn doch nur ein geschickter Trick, um die Fans auf Tickets heiß zu machen? Den Wünschen jedenfalls konnte er leicht nachgeben: Bowie brachte im Minimum neun Songs aus den Hotlines auf die Bühne, plus mindestens einen weiteren Sonderwunsch pro Stadt, wie in Berlin die deutsche Fassung von „Helden“. Der 43jährige Brite, der sich nach „Sound & Vision“ jetzt voll in die Arbeit am neuen Tin Machine-Album stürzt, versteht die ganze Aufregung nicht: „Ich kann auch nichts dafür, wenn sich die Leute überall dieselben Songs wünschen – das sind nun mal meine größten Hits.“