Dem Tod ist er gerade nochmal von der Schippe gesprungen, nun schwört Chris Rea seinem radiofreundlichen MOR-Pop ab.


Im vergangenen Jahr erkranktest du schwer und wärest beinahe gestorben. Was genau war passiert?

Ich hatte eine sehr seltene und gefährliche Erkrankung an der Bauchspeicheldrüse, die eine Reihe von Operationen notwendig machte. Vor der letzten machten mir die Ärzte klar, dass meine Überlebenschancen bei 1:3 lagen. Hof dieses Erlebnis tatsächlich deinen Entschluss ausgelöst, mit „Stony Road“ diesmal ein Bluesalbum aufzunehmen ?

In den letzten 15 Jahren habe ich häufig Musik veröffentlicht, die für die echten, loyalen Rea-Fans eigentlich nur verdünnte Version dessen bot, was sie aus meinen Live-Konzerten kennen. Das lag an den Kompromissen mit Plattenfirmen und Produzenten, zu denen man sich als Künstler heutzutage meist gezwungen fühlt – ob nun zu Recht oder zu Unrecht. Als es nun vor der OP bei mir Spitz auf Knopf stand, wurde mir klar, dass ich ein Album ganz ohne Kompromisse machen würde, wenn ich aus dieser Sache lebend rauskäme. Und das musste dann ein von Blues und Gospel getragenes Album sein. Schließlich geht mir diese Musik im Kopf herum, seit ich als ganz junger Mann erstmals mit Platten von Delta-Blues-Leuten in Berührung kam. Der Blues machte mir klar, dass ich Musiker werden wollte.

Viele Hörer werden überrascht sein, Instrumente wie das Banjo und das Akkordeon so zentral in den Arrangements platziert zu finden…

Die wenigsten Leute wissen, welch wichtige Rolle gerade das Akkordeon in der Zeit vor dem Rock’n’Roll-Boom in den Staaten gespielt hat – und beispielsweise in Louisiana heute noch spielt. Das Banjo wiederum war im Blues und seinen Vorformen ja der Vorläufer der Gitarre. Das sind Farben, die man in den amerikanischen Bluesplatten heute nicht mehr findet – und die gerade deshalb auch wieder unverbraucht klingen.

Du hast ja neben der Musik noch zwei andere große Leidenschaften, den Automobilsport und die Malerei hat sich die Einstellung dazu durch deine Krankheit ebenfalls verändert?

Ja. Ich habe meinen Bestand an Ferraris reduziert, weil mich die Verantwortung für diese wertvollen Fahrzeuge, die ich ohnehin nie genug bewegen und nicht hinreichend pflegen konnte, zu sehr drückt. Und gleichzeitig male ich noch viel mehr und intensiver als früher – vor allem mit sehr satten und kräftigen Farben, was meine Frau, die am renommierten Goldsmith College in London Kunst studiert hat, sehr amüsiert. Und die Farbe, die mich am meisten beschäftigt, ist Blau!

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