Devendra Banhart & CocoRosie


München, Registratur Die Hippies sind zurück! Ohne Räucherstäbchen und Bongos, keine Angst.

Das ist hier heute so hip, dass fast gar nichts mehr geht. Die Registratur ist voll bis unters Dach, nicht zuletzt mitAvant-Pop-Prominenz: Kante ist da, Notwist, Lali Puna, FSK. Und sogar ein Mann, der zumindest so aussieht wie Holger Czukay. Was ist hier los? Da sitzen zwei bärtige Männer mit Gitarren, ein anderer wiegt mit goldenem Poncho und entrücktem Blick seinen Bass in der Brise eines psychedelisch zerfransenden Folksongs. Hippies! Und was für Hippies, gut möglich, dass es das seit 35 Jahren nicht mehr gegeben hat: Es sind hippe Hippies! Und das hier ist kein Mummenschanz und kein Ironie-Fest. Das ist Devendra Banhart, Lockenhaar zum Bart, beiges Kleid unterm Jackett, charismatische Ruhe ausstrahlend und klar das Zentrum dieses verspulten Schwarms von beautiful peopte, die wirken wie einer Paarung aus Warhol-Factory und Haight-Ashbury entsprungen. Huch, schräges Künstlervolk! Und tatsächlich schrumpft man ein wenig zum staunenden Beobachter: It’s an art thing you wouldn’t understand. Vor allem, als dann CocoRosie auf die Bühne schwirren. Banharts Freundin, die stets fashionably grantige Bianca Casady und ihre exaltierte Schwester Sierra nebst Drittfrau und human-bealbox-Mann spielen ihre spukigen Anti-Anti-Folksongs nicht einfach, sie scheinen sie sich aus der Luft zuflattern und wie eisblumige Zufallsgebilde aus ihren Harfen, Kinderspielzeugen und Gitarren purzeln zu lassen. Zwar läuft diese so verspielte wie hochkonzentrierte Musik Gefahr, sich in ihrer eigenen Ideenflut zu verheddern. Dem Zauber des Momentes aber kann das wenig anhaben. Man könnte eine Stecknadel fallen hören in der Registratur. Oder aber die Hinterfrau dem Nebenmann zuraunen, das letzte Konzert von denen sei viel „spannender“ gewesen. Es gibt eben immer jemanden, der noch hipper drauf ist als wir alle zusammen.