Dexys – Altes Feuer


In den 80ern traute sich Kevin Rowland mehr als The Clash - jetzt kehrt er mit seiner Band Dexys zurück.

Es war 1978, als ein irischstämmiger Brite auf die Idee kam, den Sound seiner Jugend, Soul, mit dem Sound der Gegenwart, Punk, zu verbinden. Zwei Jahre darauf veröffentlichte er mit Dexys Midnight Runners – benannt nach der im Northern Soul beliebten Fitmachdroge Dexedrine – das Album Searching For The Young Soul Rebels, was wie aus der Zeit gefallen klang, aber politischer als jede Punkplatte damals war. Kevin Rowland sang Zeilen, die sich nicht mal The Clash getraut hätten: „The only way to change things is to shoot the men who arrange things“. Erstaunlicherweise waren Dexys zwei Jahre später dank „Come On Eileen“ eine Radiopop-Band. Danach flüchtete Rowland in die Selbstdemontage, tauschte Band und Sound aus, kleidete sich wie ein Ivy-League-Yuppie und verbot der Plattenfirma, Singles auszukoppeln. Er brachte mit Don’t Stand Me Down ein New-Pop-Juwel der Mitt-80er heraus, scheiterte kommerziell damit aber dramatisch.

Schon 2003 hatte Rowland ein neues Dexys-Album angekündigt. Doch erst jetzt steht es in den Läden, das erste Album dieser Band seit 27 Jahren – und das erste ohne den Zusatz „Midnight Runners“. Rowland hat für One Day I’m Going To Soar einige Mitstreiter aus Debützeiten um sich geschart, unter anderem auch Mick Talbot, der seinerzeit bei den Dexys ausgestiegen war, um mit Paul Weller Style Council zu begründen. „It’s not the end of the world, cause I think that I’m meant to be alone“, singt Rowland einmal. Man ahnt, hier hat jemand seinen Frieden gefunden – zum Glück, ohne sein altes Feuer zu verlieren.

Albumkritik S. 80