Die Band aus dem Untergrund: Fairport Convention


Wo sonst die Hamburger Gesellschaft in Abendrobe und schwarzem Anzug wandelte, wo sonst feierlich klassische Musik zu den Kristall-Lüstern emporschwebte, also ausgerechnet in der ehrwürdigen Hamburger Musikhalle, wo man üblicherweise gerade noch Hilde Knef und Udo Jürgens duldete, da brachte eine der urigsten Underground-Bands die besagten Lüster zum Klirren. Ein echtes Hamburg-Happening, das der Musikhallen-Direktion ein paar mehr graue Haare bescherte. Schon am Tag vor dem Konzert waren die Herren ratlos: Sie konnten die Veranstalter nicht erreichen. Denn veranstaltet wurde diese Super-Schaffe von einer Hamburger Kommune ohne Telefon. Jedenfalls wusste auch die Plattenfirma der Fairports nicht, wann die Gruppe wo eintraf und wie man die Veranstalter erreichen konnte. Die Band hat ein paar mal die Besetzung geändert. Die beiden Sängerinnen der Gruppe haben sich selbständig gemacht, Martin Lamble, der frühere Schlagzeuger, kam Mitte letzten Jahres bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Trotz der neuen Besetzung .(Richard Thompson-Leadgitarrist, Simon Nicol-Rhythmus-Gitarrist, Dave Swarbrick – Violine, Dave Mattacks – Schlagzeug und Dave Pegg – Bassist) ist der Stil der Fairport Convention geblieben. Was die Gruppe in Hamburg leicht angetörnt servierte, war eine Mischung von Underground, durchsetzt mit dem „feeling“ und der Melodieführung der Country Music und dem Drive und Rhythmus des Rock. Trotz dreier LPs hat die Band nie grosse Publicity gehabt. Sie war eigentlich immer ein heisser „Kommunen-Tip“. Im Herbst letzten Jahres gaben die Fairports zwei ausverkaufte Konzerte in der Londoner Royal Festival Hall. Aber auch da war die Halle nicht durch Zeitungsoder Plakatreklame voll geworden, sondern durch Mundpropaganda. Und durch die Hinweise der in London auflagenstarken Underground-Zeitungen „it“ und „Black Panther“. Auch in Hamburg war der Auftritt der Gruppe im wesentlichen durch Mund-Propaganda bekannt geworden. Der grosse Vorteil dieser Art von Werbung: Was sich da in den Samtsesseln tummelte war ein ideales Publikum.