Die Hymne seines Fußballvereins kann man sich nicht aussuchen


iTunes-Charts vom 20. Mai 2012, Platz 36: Bayern-Fans United, "Stern des Südens"

Seinen Fußballverein kann man sich nicht aussuchen, da wird man hineingeboren, idealtypischerweise. Das Schicksal sucht sich einen Ort aus, der steht dann im Pass und der zugehörige Fußballverein macht einen für den Rest des Lebens unglücklich. Schlimmstenfalls kommt man in Berlin zur Welt: Hertha ging noch nie, sportlich, ästhetisch, und Union ist mittlerweile fast St. Pauli auf Ostidentität gedreht. Also ein Verein mit relativ viel Fan-Laufkundschaft, der die Weltanschauung, für die ihr Club vermeintlich steht, wichtiger scheint als die Schönheit und der Erfolg dessen Spiels.

Noch weniger als den Fußballverein aber kann man sich dessen Hymne aussuchen. Normalerweise. Beim FC Bayern München ist das anders. Doch den, sagen seine vielen Verächter, suchten sich bewusst ja die Leute aus, die immer bei den Siegern sein wollen, Opportunisten also. Was, jedenfalls aus dem Mund etwa von St.-Pauli-Fans, ein heuchlerischer Vorwurf ist: Sie haben ja in aller Regel das Gleiche getan, sich opportunistisch einen Club ausgesucht, nur eben einen, dessen Fußball hässlich ist und erfolglos. Entweder ist ihnen Sport egal, oder sie sind Masochisten. Aber wenigstens läuft vor jedem Heimspiel „Hell’s Bells“ von AC/DC.

Der FC Bayern also hat zwei Hymnen, eine irgendwie offizielle und eine inoffizielle, und das Erstaunliche daran ist, dass beide exakt gleich lausig sind. „FC Bayern Forever Number One“, die irgendwie offizielle Hymne, behauptet in radegebrochenem Deutsch-Englisch eine Weltgeltung, die dieses Lied gerade nicht besitzt. Und „Stern des Südens“, die inoffizielle, von den Fans bevorzugte Hymne, ist ein Scheißschlager von Willy Astor, gesungen von Claus Lessmann, der hauptberuflich Frontmann der Hardrockband Bonfire aus Ingolstadt ist. Ernsthaft.

Der eigentliche Skandal, die eigentliche Tragik ist aber gar nicht, dass die hochtalentierte Mannschaft des FC Bayern zuletzt das Champions-League-Finale so bescheuert verloren hat. Sondern dass dieser Fußballverein musikalisch bestenfalls für die Kreisklasse taugt.

So ein Lied hat Franck Ribery nicht verdient, ja, nicht einmal Arjen Robben.