Die Klaxons-Philosophie: Musik zwischen Technologie, Natur, Zeit und Raum


Am vergangenen Freitag veröffentlichten die Klaxons ihr drittes Studioalbum LOVE FREQUENCY. Unser Autor Daniel Voigt sprach mit der Band über ihr Album, die Zeit und die fortschreitende Digitalisierung.

Wenn man über die Klaxons spricht, dann fällt meist auch der Musikgenre-Begriff „Nu Rave“, mit dessen Musikgenre sie bis heute in Verbindung gebracht werden. Auch wir schrieben in unserer aktuellen Rezension zum neuen Album LOVE FREQUENCY, dass sich die Briten mit ihrem neuen Werk zum „zeitweise verfemten Nu Rave“ bekannt haben. Doch für die Band scheint die Platte viel mehr als lediglich eine neue „Nu-Rave“-Platte zu sein. In unserem Interview sieht James Righton in der Musik dagegen Dinge aus vielen Genres versammelt, alles inspiriert von Raum, Zeit, Technologie und vor allen Dingen der Natur.

Schubladendenken

Im Interview mit Musikexpress relativiert Righton den Gedanken der Kategorisierung ihrer Musik: „Ich denke nicht, dass es unsere Aufgabe ist unsere Musik selbst zu definieren. Doch für mich treffen in der Musik eine Vielfalt an Interessen aufeinander. Wir sind weder eine Pop-, Indie-, Dance-, House- oder Psychedelic-Band. Wenn, dann sind wir von all den genannten Sachen etwas.“ Auf ihrer eigenen Platte sei es ihnen erstmals gelungen Dancemusik in ihrer eigenen Sichtweise zu interpretieren: „Früher waren wir Jungs, die Dancemusik mochten und uns gefiel es mit dieser Musik selbst ein wenig Erfolg zu haben. Nun haben wir unseren eigenen Stil gefunden, der uns erlaubt, nun zeitgenössische Dancemusik zu schreiben.“ Bereits im Vorfeld der Veröffentlichung der neuen Scheibe hatte Jamie Reynolds im Interview gesagt, dass die Platte von der Gegenwart handele und „ein sehr emotionales, ehrliches Album über die technologische wie persönliche Entwicklung“ sei. Und auch in unserem Gespräch geht es vornehmlich um technologischen und persönlichen Fortschritt sowie das Leben in einer digitalen Welt.

Natur als Existenzgrundlage

Dabei ist es jedoch fern des ganzen technologischen Fortschritts die Natur, die nach Jamie Reynolds die Welt zusammenhält: Der Song ‚Children Of The Sun’ handelt davon, dass jedes Lebewesen auf diesem Planeten von der Sonne abhängig ist. „Es ist der Verdienst der Natur, dass wir auf diesem Planeten leben können. Die Sonne ist die Existenzgrundlage unseres Lebens, die dafür sorgt, dass wir Pläne schmieden können und die uns Energie gibt. Es geht um die Verbindung zwischen uns Menschen und der Natur und was sie mit uns und dem Planeten anstellt.“ Der Einfluss der Natur schwinde in den letzten Jahrzenten jedoch aufgrund wachsenden technologischen Fortschritts. So beschreiben Songs wie „New Reality“ diesen Fortschritt, der für den Sound durchaus essentiell sei. „Die Elektronik und ihre Gerätschaften wie Synthesizer stärker zu nutzen, war in gewisser Weise schon ein Wunsch“. Allerdings sieht die Band, dessen neues Album übrigens von LCD-Soundsystem-Frontmann James Murphy und Tom Rowlands von den Chemical Brothers produziert wurde.

Technologie und Zeit

So meint Simon Taylor-Davis auf die Frage, was sie mit einer ihrer Songtitel namens „There Is No Other Time“ meinen: „Ich denke nicht, dass ich trotz der negativen Folgen der Technologisierung in einer anderen Zeit leben möchte. Für mich gibt es zwei Arten, den Begriff ‚Zeit’ zu definieren. Einerseits meine ich damit die persönliche innere Uhr, bei der es darum geht, dass man den richtigen Augenblick erwischt, um jemandem zum Beispiel zu sagen, dass man ihn liebt oder andere Dinge zur richtigen Zeit am richtigen Ort tut. Und dann gibt es eine zweite, technische Zeit-Definition, die auf iPhones oder digitalen Uhren abgebildet wird. Man muss sicher sein, dass das persönliche Zeitgefühl angesichts der Tatsache, dass man an jeder Straßenecke nachschauen kann, wie spät es ist, nicht verloren geht.“

Face-to-Face

Die Angst, dass Maschinen irgendwann die ganze Arbeit der Menschen übernehmen – damit sieht sich Jamie Reynolds bereits jetzt konfrontiert: „Wir nutzen auch sehr viele Social-Media-Portale wie Facebook oder Twitter, aber trotzdem ist es sehr beängstigend, dass immer mehr Jobs durch die Arbeit durch Computer und andere Maschinen ersetzt werden. Aber anderseits bedeutet die ganze Technologie auch eine Befreiung von den Zwängen der Natur, die den Leuten ermöglicht besser planen zu können.“ Die Band ist sich einig, dass in manchen Branchen-Zweigen soziale Interaktion nur durch Computer möglich ist, dennoch wäre irgendwann der Zeitpunkt gekommen, in denen man sich wieder nach Face-To-Face-Konversationen sehnt.

Das Problem sieht die Band vor allem darin, dass man die Arbeitswelt von der Privatsphäre kaum mehr trennen kann. So meint James Righton am Ende unseres Gesprächs: „Du kannst dich der Zeit nicht entziehen. Du kannst 24 Stunden arbeiten, telefonieren, oder auf Facebook surfen. Doch wenn die Leute von der Arbeit kommen heißt das nicht, dass sie tatsächlich aufgehört zu haben. Denn heute kannst du ständig auf Emails zugreifen, angerufen werden oder dir schreibt jemand auf Facebook. Der einzige Weg, um wenigstens für eine kurze Zeit für sich und nicht abhängig von den Technologien zu sein, ist sein Telefon und Computer wegzulegen, in die Natur zu gehen und sich draußen den Sonnenaufgang-und untergang anzuschauen.

Wer die Klaxons jetzt trotzdem auf den diversen Social-Network-Seiten besuchen will, der findet hier ihre offizielle Facebook-Homepage.

Das Album LOVE FREQUENCY erschien am 13. Juni 2014.