Die Seeligen Klopfen An Die Himmelstür


Für den Soundtrack seiner ersten Filmproduktion holte sich Till Schweiger die Hamburger Band Selig an Bord

Rudi Wurlitzer hat Knochenkrebs, Martin Brest einen Gehirntumor. Den beiden bleiben nur noch ein paar Tage. Stockbesoffen klauen sie von zwei mafiosen Typen ein Daimler-Cabrio und fahren, von äußerst skurrilen und komischen Zwischenfällen unterbrochen, an die Küste. Denn Rudi (an Josef Liefers) hat noch nie das Meer gesehen, und Martin will es ihm zeigen: „Weil alle im Himmel nur über das Meer reden und darüber, wie schön es ist. Und wenn du noch nie da warst, dann sitzt du nur daneben und kannst nicht mitreden!“ ‚Knockin‘ On Heaven’s Door‘ heißt der Film – ein deutsches Road Movie. Drehbuch: Til Schweiger. Hauptdarsteller: Til Schweiger. Produzent: Til Schweiger. Woher soviel Engagement? „Um meine Vision von Kino zu verwirklichen“, erklärt der frischgebackene Filmemacher. „Als Schauspieler kann man da ja nicht viel machen.“ Also besorgte sich Schweiger Geld und legte eigenes dazu. „Eine Million Zuschauer, das war‘ ein Erfolg“, sinniert er. „Wenn der Film gute Kritiken bekommt, aber trotzdem nur von 1000 Leuten gesehen wird, dann hat keiner was davon – und ich als Produzent bin angeschmiert!“ Zum Erfolg mußte natürlich auch ein anständiger Soundtrack her. Den Titeisong gab’s ja schon. Schweiger: „Eigentlich habe ich Bob Dylans Version immer für die stärkste gehalten. Aber als ich Seligs Fassung hörte, war Dylan vergessen!“

Selig, vor kurzem noch Newcomer in Sachen Deutschrock, haben nicht nur den Titeltrack neu eingespielt, sondern unter dem Pseudonym „Digital Elvis & Tero“ für fast den ganzen Soundtrack gesorgt: live im Studio, vor der flimmernden Leinwand. „Das ist doch mal was anderes, als nur am Computer rumzufummeln“, sagt Selig-Gitarrist Christian Neander. Schweiger, einst Diskjockey in Freiburg und mit einer großen Plattensammlung gesegnet, war bei den Aufnahmen fast ständig zugegen. Da blieb auch Zoff nicht aus: „Wir haben hart gearbeitet, und dann kam er wieder an und sagt: ‚Das paßt nicht dazu!‘ Außerdem hat er sich ständig Instrumente gegriffen, hätte gern Orgel gespielt“, erinnert sich Neander grinsend. Wäre Schweiger statt Schauspieler lieber Rockstar geworden? „Auf jeden Fall! Die kriegen die ganzen Mädchen! Wenn es vom Kick her den ultimativen Spaßberuf gibt, dann ist das ‚erfolgreicher Rockstar‘. Bei den Studioaufnahmen war ich richtig eifersüchtig, hätte gern mitgejammt. Aber außer der Rassel kann ich leider kein Instrument bedienen.“ Selig gottlob schon.

Recht originalgetreu interpretieren sie Dylans Klassiker, nur Jan Plevkas Gesang kommt ohne nasales Nölen aus und verströmt auch kein schmieriges Pathos Marke Axl Rose. „Die Version von Guns ‚N Roses finde ich ganz abscheulich“, knurrt Plevka. „Ich glaube, das hab ich besser hingekriegt als dieser…wie hieß der noch? Axl?“ Til Schweiger nickt beifällig und erzählt, wie er ausgerechnet auf Selig kam: „Ich fand ‚Ohne Dich‘ immer toll. Und an ihren Videos konnte man erkennen, daß da jemand Sinn für Ästhetik hat. Das war nicht einfach so, daß da ein paar Jungs am Strand Liegestütze machen, mit Kokosnüssen werfen, und ab und zu läuft eine nackte Frau durch’s Bild. Wir wollten einen coolen, besonderen Film machen und Selig sind eine besondere Band, die genau das ausdrückt, was wir auch mit unserem Film ausdrücken wollen.“ Mit „wir“ meint Schweiger wohl nicht zuletzt seine Familie: Ehefrau Dana und sein älterer Sohn Valentin -Schweigers jüngster Sproß war doch noch etwas zu klein für den Einsatz vor der Kamera – tauchen beide in ‚Knockin‘ On Heaven’s Door‘ auf. Wie das, wo Til Schweiger doch sonst so großen Wert auf Privatsphäre legt? „Dana war zufällig mal da. Und mit Valentin ist das so: Früher war man schon froh, wenn man alte Super-8-Aufnahmen von sich hatte. Heute kann man alles auf Video aufnehmen. Und ich leiste mir eben den Luxus, meinen Sohn auf Cinemascope zu bannen!“