Die Spice Boys


A-HA Das Trio aus Norwegen hat alles durchgemacht, was die Musikbranche zu bieten hat - und fühlt sich heute wohler denn je.

Es gab jede Menge kreative Reibereien – und Lösungen.“ Und die scheinen keine schlechten gewesen zu sein, denn „Minor Earth, Major Sky“, das Comeback-Album des norwegischen Trios A-ha nach mehrjähriger Abstinenz, ist inzwischen bereits das erfolgreichste von Morten Harket (40), Magne Furuholmen (37) und Zitat-Lieferant Paul Waaktaar (38). Kein Wunder, dass Magne angesichts diverser Gold- und Platinauszeichnungen bekennt: „Es ist schon erstaunlich, wieviele Menschen sich noch an uns erinnern können. Am meisten überrascht waren wir darüber, dass so viel guter Wille da war, uns objektiv zu beurteilen – auf einmal bekamen wir auch von seriösen Magazinen gute Kritiken, sogar im Nachhinein für unsere alten Sachen. Plötzlich erfahren wir Respekt für Musik, die wir vor zehn Jahren gemacht haben.“

„Damals“, sagt der passionierte Maler, „hat man uns in einem anderen Licht gesehen. Damals waren wir die netten, erfolgreichen Jungs. Erfolg und Qualität der Musik haben sich gegenseitig ausgeschlossen. Dabei war unsere Musik vor zehn Jahren genauso bedeutungsvoll wie die heutigen Sachen – finde ich zumindest. Jeder von uns wollte aber Dinge tun, die er bei A-ha nicht verwirklichen konnte. Darum haben wir unserer Band eine Pause verordnet; wir fühlten, dass sie uns von den Dingen abhielt, die rauswollten.“ Die Norweger, mit acht MTV-Awards, 16 internationalen Hitsingles und sechs Chartalben eine der erfolgreichsten Bands der achtziger Jahre, hatten sich 1994 inoffiziell getrennt. „Jetzt“, so sieht es Magne, „haben wir die Option, als eine Gruppe von Individualisten Gemeinsames zu tun, wenn wir es wollen. Wenn wir es schaffen, A-ha als offene Struktur zu führen, ist es gut. Sobald wir jedoch das Gefühl haben, dass sich der Knoten zuzieht, fühlen wir uns nicht mehr wohl Als wir mit A-ha aufhörten, haben wir alle kreativ weitergearbeitet und in kurzer Zeit viel erreicht. Wir sind nicht etwa in ein Loch gefallen oder depressiv geworden“.

Als man das gemeinsame Projekt wiederbeleben wollte, bedurfte es einiger Anläufe, wie Wahl-New-Yorker Paul Waaktaar erklärt: „Zunächst haben wir alleine gearbeitet, jeder schrieb Lieder, dann spielten wir drei Alben ein, nur für uns. Erst dann trafen wir uns wieder, um das eigentliche Produkt fertigzustellen. Früher hatten wir schon mal Panik, so nach dem Motto: ‚Es muss unbedingt klappen‘. Heute nehmen wir einfach ein paar Titel auf, und die landen dann auf dem Album. Wir haben auch gelernt, mehr zu experimentieren. Jeder von uns hat ein eigenes Gewürz eingestreut.“ A-ha als Spice Boys sozusagen? Vielleicht sogar in zweifacherHinsicht.

Meint Paul: „Wir haben alles durchgemacht, was man in dieser verdammten Branche durchmachen kann. Wir werden oft von jungen Bands gefragt, welche Fallen sie vermeiden können. Aber das beste ist wirklich, nichts zu sagen, jeder sollte seine eigenen Erfahrungen machen. Man wird zynisch mit der Zeit.“ Lind was geht einem durch den Kopf, wenn man in aktuellen Songs anderer Künstler bisweilen „Zitate entdeckt, also Passagen, die eindeutig von A-ha beeinflusst sind? „Ist doch ein tolles Gefühl, wenn du etwas hinterlässt, von dem sich andere etwas nehmen und das dann weiterentwickeln“, sagt Magne. Und Morten freut sich: „Es passiert uns oft, dass Musiker auf uns zukommen und uns erzählen, dass wir der Grund gewesen seien, warum sie seinerzeit überhaupt mit der Musik begonnen hätten. „

Für die drei, die Ende November für sechs Konzerte nach Deutschland kommen, ist ihre Gruppe heute nicht mehr so etwas wie ihre alleinige Lebensaufgabe: „Früher gab es nur die Band, jetzt hat jeder sein eigenes Leben mit Familie und Freunden. Trotzdem müssen wir uns anstrengen, in die Hitparaden zu kommen, denn unsere Kinder hören am liebsten Chartadio. Dann sind sie mal richtig stolz auf uns!“

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