Interview

„Downsizing“-Regisseur Payne im Interview: „Effekte sind okay, aber irgendwie auch Betrug“


Alexander Payne hat bereits zwei Oscars in der Tasche und muss deshalb kein Blatt mehr vor den Mund nehmen. Im Interview spricht er über Okö-Hippies, falsche Statisten und die Möglichkeit, aus seinem Film „Downsizing“ eine Serie zu machen.

Am 18. Januar startet mit „Downsizing“ ein bissiger Film in den Kinos, wie es ihn noch nie gab: Um die Umwelt zu retten, lassen sich Menschen auf die Größe eines moralischen Zeigefingers schrumpfen. Auf diese Art wird Abfall und Verbrauch minimiert, zusätzlich sind die geschrumpften Menschen auch noch stinkreich. Die Umwelt interessiert in Wirklichkeit also keine Sau, zumindest nicht Matt Damon, Christoph Waltz und Udo Kier, die Regisseur und Autor Alexander Payne hier zur Schicksalsgemeinschaft macht.

Payne ist für seine schrillen Drehbücher bekannt, für „Sideways“ und „The Descendants“ erhielt er jeweils einen Oscar. Mit „Downsizing“ begibt er sich erstmals seit langer Zeit auf Neuland und arbeitet mit vielen Special-Effects, um zum Beispiel Leisureland zu errichten. Eine der vielen wohlhabenden Mini-Gemeinden, in denen die Menschen in „Downsizing“ wohnen können.

me.Movies: Als Zuschauer verliebt man sich schnell in Leisureland, die Miniatur-Stadt, in der „Downsizing“ spielt. Es überrascht, wie schnell der Film einen krassen Ortswechsel unternimmt.

Alexander Payne: Wir hatten das Gefühl, dass wir mit der Stadt fertig waren. Aber eigentlich ist der Film schlichtweg zu kurz. Wäre „Downsizing“ eine Mini-Serie, hätten wir noch viel Zeit in Leisureland verbracht, bevor wir am Ende nach Skandinavien gehen. Aber wir mussten diese komplexe Geschichte in etwas mehr als zwei Stunden erzählen. Deshalb kommen die Richtungswechsel vielleicht etwas zu schnell.

Warum hast du nicht gleich eine Serie gedreht? Liegt ja sowieso im Trend.

Alexander Payne (r.) instruiert Matt Damon am Set zu „Downsizing“.

Eigentlich liegt mein Fokus auf Spielfilmen. Mein Co-Autor Jim Taylor und ich haben noch keine ernsten Gespräche zu dem Thema geführt, werden das aber bald tun. Sollte „Downsizing“ erfolgreich sein, machen wir vielleicht eine Serie daraus.

Es ist dein erster Film mit vielen Special Effects. Hattest du Angst vor der Umstellung?

Ich dachte mir: „Wie schwer kann das schon sein? Die ganzen anderen Arschlöcher drehen die ganze Zeit Müllfilme voller CGI!“ Angst hatte ich also nicht, außerdem ein gutes Team und am Ende die Entscheidungsgewalt über die Bilder. Visuelle Effekte sind okay, aber irgendwie auch Betrug. Ich bevorzuge es, die echte Welt zu filmen.

Im Film wird eine Gruppe von Wissenschaftlern und Pionieren gezeigt, die als allererste Gesellschaft in einer Mini-Welt in Skandinavien leben. Im Finale werden sie allerdings als durchgeknallte Hippies dargestellt. Warum so negativ?

Vielleicht lag es daran, dass wir in Wirklichkeit in Kanada gedreht haben. Und die Statisten, die wir zur Verfügung hatten, sahen dann doch etwas mehr nach Hippies aus als es mir lieb war. Wir wollten zwar Leute mit Bart und langen Haaren, aber es war dann vielleicht etwas too much. Es ist ein bisschen wie beim Burning-Man-Festival. Da hat man die Intellektuellen, da hat man die smarten Leute, die Wissenschaft und Elon Musk. Und dann hat man eben auch einen Haufen Hippies, die nur rumvögeln und LSD-Trips schieben.

Ich war nur von der Darstellung der vermeintlichen Weltenretter überrascht. Echte Umweltaktivisten könnten sich beleidigt fühlen, wenn die über den ganzen Film angekündigten Vordenker als so verwirrt dargestellt werden.

Manche von ihnen sind es eben auch. Aber man hat auch die Intellektuellen und großartigen Persönlichkeiten.

Wir danken für das Gespräch

 

Paramount