DVD


STEIN AUF FEIN

THE STONE ROSES MADE OF STONE – COLLECTORS EDITION

Channel 4/UK Import

Dokumentation für Fans: Nach 15 Jahren Klausur reformieren sich die Stone Roses – und Madchester lebt noch einmal auf.

Ausgerechnet dann, als sich Erfolg am Horizont abzuzeichnen begann, heftete sich das Pech an die Fersen der Stone Roses: Mit selbstbetiteltem Debüt und Chartssingles wie „Fool’s Gold“,“Elephant Stone“ und „One Love“ initiierte das Quartett um Vokalist Ian Brown und Gitarrist John Squire 1989 den Madchester-Boom. Doch ihre Ampel sprang auf Rot, als die mit Schlagzeuger Alan „Reni“ Wren sowie Gary „Mani“ Mounfield komplettierte Gruppe ihr Label Silvertone gegen einen Major eintauschen wollte. Der folgende langwierige Gerichtsprozess führte zu einer mehrjährigen Veröffentlichungssperre. Als endlich der Nachfolger SECOND COMING 1994 erschien, stand mit Oasis schon die nächste Manchester-Generation am Start. Von diesem ersten, ereignisreichen Teil der Geschichte der Stone Roses berichtet Filmregisseur Shane Meadows‘ („This Is England“, „Dead Man’s Shoes“) in seiner Kinodokumentation „Made Of Stone“ allerdings nur in Ansätzen. Meadows Report, der keinen Abstand zu seinem Objekt hält, sondern zur Freude der Fans völlig ungeniert draufh ält, setzt an dem Punkt an, als sich die Band 2011 nach 15 Jahren reformierte. Das unveröffentlichte Archivmaterial umfasst zwar sämtliche Karrierephasen (für die „Collectors Edition“ mit zwei DVDs um diverse Bonusbeigaben erweitert), die diversen Konzertmitschnitte konzentrieren sich aber auf die heutigen Stone Roses: Einem ersten Livetest vor 1 000 Fans in der Parr Hall in Warrington folgen Aufnahmen einer Mini-Tour durch Europa sowie der drei frenetisch umjubelten Freiluftspektakel in Manchesters Heaton Park vor Hunderttausenden im Sommer 2012. Enthusiastische Kommentare treu ergebener Langzeitfans (wie Liam Gallagher) unterstreichen Meadows‘ Ansatz, seine Favoriten unreflektiert in den Himmel zu heben.

**** Mike Köhler

DER TAG WIRD KOMMEN

Alamode Film/Alive

Sozialer Abstieg, leicht gemacht!

Solche Filme können wohl nur die Franzosen drehen: Das Thema ist ernst, die Aufarbeitung jedoch ziemlich lustig. Es geht um ein ungleiches Brüderpaar, der eine laut Selbstdefinition „Europas ältester Punk mit Hund“, der andere ein angepasster Kleinbürger, der die Segnungen des „Lebens in normgerechten Häusern, umgeben von normgerechten Produkten“ preist. Bis er seinen Job verliert und nicht mal mehr die geplante Selbstverbrennung im Supermarkt – mit einem heroischen „Gerechtigkeit!“ auf den Lippen -funktioniert. Gedreht haben die Regisseure Gustave de Kervern und Benoit Delépine in einem sterilen Neubaugebiet, in dem das Einkaufszentrum den kulturellen Mittelpunkt darstellt. Klar, das ist recht vordergründige Konsum-, Gesellschafts-und Zeitkritik, aber ebenso erfrischend durchgeknallt in Szene gesetzt, dass es eine Freude ist.

****1/2 Uwe Schleifenbaum

ZUR SACHE, SCHÄTZCHEN

Ascot Elite

Alter Neuer Deutscher Film

Nein, das hatte es im deutschen Kino zuvor nicht gegeben. Dass ein Wenigt uer u nd Ganz t a gsüb erleb ender, damals: „Gammler“, nicht den bösen Buben geben musste, sondern richtig sympathische Züge trug. Gespielt von Werner Enke, dessen Standardphrasen „Kleines Match?“(Aufforderung zum GV) und „Es wird böse enden“ (bei jeder sonstigen Gelegenheit) Einzug in den deutschen Sprachgebrauch hielten. Erschienen 1968, gibt es in May Spils‘ Film zwar keine brennenden Barrikaden – er spielt schließlich in München, da tut man so was nicht -, der gesellschaftliche Umbruch jener Ära ist dennoch spürbar. Etwa im Umgang mit den Autoritäten, in diesem Fall der Polizei, die der sarkastische, lustlose Frühanarcho Martin alias Enke zur Verzweif lung treibt. Unterhaltsames Zeitdokument, digital remastert auf DVD und Blu-ray.

**** Uwe Schleifenbaum

SMASHING PUMPKINS LIVE IN NYC

Universal

Ein fetter, zäher Kürbis – in zwei Teilen

Aufgedunsen, mit Doppelkinn und Bauchansatz: Pumpkins-Chef Billy Corgan ist alt und dick geworden. Was mit seinem aktuellen Status im Musikgeschäft korrespondiert, einer Lage, in die er sich selbst manövriert hat. Etwa mit drögen Alben wie OCEANIA von 2012, das an Belanglosigkeit kaum zu überbieten ist. Trotzdem steht es beim Konzert im Barclays Centre im Mittelpunkt des Geschehens, wird in voller Länge (13 Stücke) dargeboten und erntet frenetischen Applaus, der jedoch mit jedem neuen Song abrupt abebbt – was den Verdacht nachträglicher Manipulation schürt. Denn: Warum sollte das Publikum eigentlich bei einem Haufen wüster Krachtiraden mit Stroboskopgewitter ausrasten? Wenn überhaupt, bietet eher Teil 2 der Performance Anlass zur Begeisterung. Hier serviert Corgan eine gelungene Version von Bowies „Space Oddity“ sowie ein kurzes Hits-Set mit „Disarm“, „Tonight, Tonight“, „Bullet With Butterf ly Wings“ und „Cherub Rock“, ehe es mit „Zero“ zurück in die Gruft geht.

*1/2 Marcel Anders

SONS OF ANARCHY (2. STAFFEL)

Twentieth Century Fox Home

Das ist die Soap für echte Kerle.

Nichts für Weicheier: Gleich in der ersten Folge der zweiten Staffel wird gedroht, geprügelt und gemordet. Eine nationalistische Gruppe (mit Musiker Henry Rollins als furchteinflößendem Handlanger) versucht, den „Sons Of Anarchy“ ihre Vormachtstellung in der Stadt streitig zu machen. Doch die Motorrad-Gang weiß sich zu wehren, Waffendeals, blutige Vergeltungsaktionen und Verfolgungsjagden sind noch die harmloseren Aktivitäten. Etwas bemüht wirkt, wenn Serienerfinder Kurt Sutter die verletzliche Seite seiner Antihelden zeigen will. Moralische Bedenken nimmt man diesen Bad Boys nicht mehr ab. Nichtsdestotrotz erreichen die Outlaws in den USA mehr Zuschauer als etwa „Homeland“. Während die Serie dort seit September in die sechste Runde geht, erscheinen hierzulande jetzt die 13 Folgen von Staffel zwei auf DVD und Blu-ray. Deutlich im Vorteil ist, wer den ersten Teil gesehen hat, sonst weiß man nicht immer genau, wieso jetzt wer wen noch mal genau verprügelt beziehungsweise erschießt.

***** Renzo Wellinger