Einfach Mal Gehetzt Werden


Nicht unkritisch im Blick auf Newcomercontests, sammelte die Band Videoclub bei der „Coca-Cola Soundwave Discovery Tour“ dennoch wichtige Erfahrungen.

„Eigentlich“, betont Videoclub -Bassist Sebastian, „sind wir keine Fans von Bandwettbewerben in der Musikszene herrscht schon genügend natürlicher Wettbewerb, allein wenn man sich um die wenigen Auftrittsmöglichkeiten bewirbt und sich gegen andere Bands durchsetzen muss. “ Trotzdem folgte die Band Anfang des Jahres dem Rat eines Freundes, sich bei der „Coca Cola Discovery Tour“ anzumelden:

„Es war halt auch sehr einfach: ein paar Klicks auf Myspace – fertig. Warum also nicht?“ Wenig später gehörten Sebastian, Jurek, Elias und Ramön mit Videoclub tatsächlich zu den 50Teilnehmerbands, ausgewählt aus über 2000 Bewerbern.

Der Ehrgeiz der Münsteraner war geweckt, würden doch die 24 Gewinnerbands des jetzt folgenden Onlinevotings im Vorprogramm von Biffy Clyro, The Kooks, Razorlight und Reamonn auftreten. Wer spielen durfte, entschied die Anzahl der Klicks auf der MySpace-Seite des Wettbewerbs. Videoclub mobilisierten ihre Fans „massiv“, „denn dieser Gig als Support für Biffy Clyro in Hamburg war uns sehr wichtig“, und begeisterten im April in ihren 20 Bühnen-Minuten mit ihrem Mathrock britischer New-New-Wave-Färbung genügend Zuschauer, die online für Videoclub stimmten, um sich für einen Auftritt beim „Soundwave Discovery Tour“-Clash bei Rock am Ring als eine der letzten zwölf Bands zu qualifizieren. Ihrem “ Ziel, auf Festivals zu spielen“, ein Stück näher gekommen, wurden Videoclub in Workshops durch den Veranstalter des Wettbewerbs auf die großen Bühnen vorbereitet. Weitere Coachings konzentrierten sich auf das Bandmarketing und öffentliche Auftreten der Kandidaten. Den Rat, das Internet stärker als Werbemittel zu nutzen, nahmen sich vor allem die Mitbewerberbands TOS aus Ulm und das Heilbronner Pop-Punk-Trio AndiOliPhilipp zu Herzen. Während Videoclub eher widerwillig zu twittern begannen und mit ein paar wenigen Blogeinträgen die Anhänger auf den neuesten Stand brachten, taten es TOS und AndiOliPhilipp dem „Soundwave“-Livereporter Manuel gleich, drehten Videoblogs für ihre MySpace-Seite und twitterten fast ununterbrochen. Im Juni wurde es ernst: Aus den zwölf Bands, die sich in den Vorrunden behaupten konnten, wählten die Mitglieder einer Jury aus Presse und Musikindustrie bei Rock am Ring sechs Bands aus, die in weiteren Runden darum spielen würden, am 3. Oktober am Brandenburger Tor vor einer halben Million Zuschauer aufzutreten (siehe Kasten). Wer dabei sein wollte, hielt sich am besten an das Erfolgsrezept Dauerpräsenz. Dank Vodcasts, Twitter und Votingpartys konnte sich die Gitarrenrockband TOS gleich in der ersten Runde nach dem Hurricane-Festival für das Finale qualifizieren. Die zweite Finalband AndiOliPhilipp sorgte mit Onlme-Gewinnspielen für zusätzliche Anreize, zu ihren Gunsten abzustimmen. Videoclub wollten ihre Musik für sich sprechen lassen. Letztlich konnten sie sich jedoch, genau wie Phases Of Life mit ihrem soullastigen Dancesound und die Poprocker Whitenights nach ihren Auftritten beim HighfieldFestival nicht gegen die Konkurrenz durchsetzen.

Obwohl Videoclub das Finale nicht erreicht haben, war es für die Band „eine schöne Erfahrung, das ganze Drumherum kennen zu lernen“, sagt Jurek. „Wir konnten umsonst die Festivals besuchen, haben interessante Leute kennen gelernt, auch wenn wir uns gewünscht hätten, dass es vielleicht noch etwas mehr Rcssonanz von der Jury gibt. “ “ Ich kann das trotzdem nur empfehlen, sich zu bewerben“, sagt Sebastian, „weil es relativ wenig Aufwand ist und man als Band viel gewinnt. im Beispiel dieses Gefühl des Gehetztwerdens vor den Auftritten ist eine gute Sache, weil man dadurch lernt, seine Sachen schnell aufzubauen und in einem improvisierten Milieu gut zu spielen. Solange man als Band integer bleibt und sich nicht verkauft, kann man alles machen. Für uns wünschen wir uns trotzdem den klassischen Weg: Platte aufnehmen und damit Erfolg haben.“