Emerson, Lake & Palmer: Vorwärts in die Vergangenheit


WANTAGH. Wer hatte Anfang der 70er Jahre geahnt, daß die Zeilen „Welcome back my friends/To the show that never ends“ (aus „Karneval Number 9“) den perfekten Opener für eine Comeback-Tour ’92 abgeben würden?

Genau damit melken ELP den loyalen Fans im Jones Beach Amphitheatre“ auf Long Island den Begrüßungsjubel so geschickt aus den Händen wie ein bayrischer Bauer die letzten Tropfen aus dem Kuheuter.

14 Jahre liegen zwischen „Love Beach“ und dem neuen Album „Black Moon“; ebenso viele Jahre standen ELP nicht mehr gemeinsam auf einer Bühne.“Es hätte aber auch letzte Woche sein können. Die altvertrauten Zutaten (und Untaten) eines klassischen ELPKonzertes werden taufrisch präsentiert: aufwendige instrumentale Virtuosität. Klassik-Zitate, zu laut eingestellten Keyboards — ELP hatten sich noch nie nur mit einer Note zufrieden gegeben, wenn man statt dessen derer zehn spielen kann. Warum nach 14 Jahren noch Experimente eingehen?, schienen sich die Herren Emerson (47). Lake (43) und Palmer (45) zu sagen — und rollten den unverwüstlichen Roßhaarteppich bewährter ELP-Beifallssauger aus: „Tarkus“. „From The Begmning“, eine leicht verdauliche Kurzversion von Mussorgskis „Pictures At An Exhibition“ sowie die wohl beste Popnummer, die ELP je schrieben: „Lucky Man“. Vor 20 Jahren bestand nie ein Zweifel an den musikalischen Qualitäten dieser Band. Und wer sich ihrem Rezept von „Mehr-und-lauter-ist-besser“ verschrieb, kam — wie die Mehrzahl der Fans an diesem Abend — voll auf seine Kosten. Der zahlreiche Rest strömte bereits vor den Zugaben auf die Ausgänge zu — wie der Schreiber dieser Zeilen.