Ex-Junkie lnc.


STP meets Guns N Roses: Fünf knapp denn Drogentod entronnene Rockhelden der90erwollen es unter dem Firmennamen Velvet Revolver nochmal wissen.

Ortstermin in LA.. Fünf ausgemergelte Gestalten, deren Teint im krassen Gegensatz zu ihren schwarzen Sonnenbrillen steht, bitten zum Interview ins Chateau Marmont. Das Rock’n’Roll-Hotel schlechthin, in dem John Belushi genau den Drogentod starb, dem diese Herren nur knapp entgangen sind: Slash, Duff McKagan, Matt Sorum, Scott Weiland und Dave Kushner. Namen, die jedem Rockfan ein Begriff sind. Als Mitglieder von Guns’n’Roses, Stone Temple Pilots [Weiland] und Suicidal Tendencies IKushner] verkauften sie in den späten 80ern/frühen ooern Millionen Platten, feierten sagenumwobene Partys und gaben mehr Gas, als der menschliche Körper verträgt.

„Als meine Bauchspeicheldrüse den Geist aufgab, hätte ich fast dran glauben müssen“, sinniert Duff mit der Stotterstimme von Ozzy Osbourne. Nur, dass dabei unüberhörbar Stolz mitschwingt – nach dem Motto: Was waren wir für Teufelskerle. „Bei Slash war es noch heftiger“, fährt Matt fort. „Er ist vier Mal fast über den Jordan gegangen. Einmal hat er direkt vor einem Gig eine Überdosis genommen, und wir mussten ihn mit einer Adrenalinspritze ins Herz zurückholen. Aber stell dir vor: Der Typ macht die Augen auf und sagt: „Herrschaften, ich glaube, wir haben ein Konzert zu spielen.‘ Das haben wir dann auch getan. Wir waren schon ein ziemlich abgefuckter Haufen.“

Was allgemeine Zustimmung findet und mit einer Runde alkoholfreiem Bier zelebriert wird. Schließlich sind alle inzwischen auf dem Gesundheitstrip. Slash steppt auf dem heimischen Laufband, Duff und Scott machen Kickboxen, und Sorum steht auf Yoga. „Ein Haufen alter Säcke“, kokettiert der jugendliche Kushner – und trifft den Nagel auf den Kopf. Schließlich haben sie in den letzten Jahren ziemlich durchgehangen. Slash versuchte sich erfolglos als Solist, Weiland nahm mit STP den Total-Flop shangri-la dee da auf, und Sorum schlug sich als Session-Drummer durch. Duff tingelte mit der Hobby-Band Loaded und plante, weil die Gunners-Tantiemen zur Neige gehen, seine berufliche Neuorientierung.

„Eigentlich wollte ich mein Diplom in Finanzwissenschaften machen“, so der zweifache Familienvater. „Ich bin zur Uni gegangen und stand kurz vorm Examen, aber dann kam diese Band dazwischen, und alles änderte sich von heute auf morgen. “ Gemeint ist Velvet Revolver, die aus dem ersten gemeinsamen Treffen der Herren Slash, Sorum und McKagan seit dem kollektiven Ausstieg bei Guns’n’Roses, Mitte der 90er, hervorging – bei einem Tribut-Gig für Ozzy-Drummer Randy Castillio, der Anfang 2003 im Key Club in Los Angeles nicht nur die Zuschauer begeisterte. Die Suche nach einem weiteren Gitarristen und Sängererwies sich als monatelange tour de force, wobei sowohl Ex-Gunner Izzy Stradlin wie auch Sebastian Bach lEx-Skid Row] oder Courtney Love zur Disposition standen. „Wir haben jeden probiert“ .grinst Slash. ,.4ber Courtney war nur ein Scherz. Mit der würde ich nie ins Studio gehen. Ich liebe sie, aber mit ihr zu arbeiten, ist noch schwieriger, als mit Axl. Der einzige, mit dem es ad hoc klappte, war Scott.“ Und der hatte nach Auflösung von STP ohnehin nichts anderes zu tun, als diverse Reha-Aufenthalte und Gerichtstermine zu absolvieren. Eine Situation, über die vier von fünf Anwesenden schmunzeln, selbst wenn die Veröffentlichung des Debüt-Albums contraband dadurch ebenso mehrfach verschoben wurde, wie die angekündigte Europa-Tournee. „Wir haben volles Verständnis für Scotts Situation“, so Slash diplomatisch. „Ganz einfach, weil wir das selbst mitgemacht haben – und zwar mehrfach. Wir waren keinen Deut besser.“