Fad Gadget – Düsseldorf/Ratinger Hof


Mute-Doublebill im Treibhausklima des restlos überfüllten Ratinger Hofs. Non ist weder Sänger noch Instrumentalist, vielleicht am ehesten als Provokateur zu bezeichnen. Keine 15 Minuten war er auf der Bühne, lang genug jedoch, um die Toleranz des Publikums mit nervenzerfetzendem Verstärkerfeedback und eine gegen den Lärmpegel des Endlosechos andröhnende Schimpfkanonade bis zum Äußersten zu strapazieren. Es gibt Parallelen zu Fad Gadget. Beide versuchen, ihr Publikum bewußt zu reizen, wenn nötig auch durch sadistische Geschmacklosigkeiten zu einer Reaktion zu zwingen. Fad beginnt, zu klopfenden, synthetischen Tonfolgen ein riesiges Plastikrohr an der PA zu zerschmettern. Die Resonanz: Man verfolgt sein destruktives Treiben interessiert, und nimmt sich vor den umherschwirrenden Plastiksplittem in acht.

Fad erinnert durch seine athletische Tänzelei und seine abgehackten, choreographischen Bewegungen an Spizz, ja selbst die symmetrische Spock-Frisur hat er mit ihm gemein. Aber für die naiven Star-Trek-Phantasien des Athletico, pardon Spizzels-Chefs hat Fad Gadget nicht viel übrig. Seinem Wesen haftet ein dämonischer Touch an. Seine Performance offenbart subversive Dramaturgie, die sich mit verbalem Zynismus paart. Er schläfert die Leute durch apathische Passivität und seinen sonoren, lasziven Sprechgesang nahezu ein, um sie im nächsten Augenblick überfallartig wachzurütteln.

Lediglich vier Nummern ihres noch etwas unausgegorenen Debüt-Albums hat das Quartett im Live-Repertoire. Die neuen Stücke sind ausgereifter, nicht nur um eine simple Idee herumgestrickt. Per Echo gedoppelte Oszillatorensequenzen rattern abwechselnd aus den Kanälen, überschneiden sich und gipfeln, von den stop and go Mustern der Rhythmusgruppe unterlegt in einem schrillen Crescendo. Fad beendet die Show, indem er sich mit Hilfe seines kilometerlangen Mikrokabels noch einmal ins Publikum begibt, mehrfach demonstrativ zusammenbricht und sich wie nach Stromschockbehandlung von epileptischen Anfällen geschüttelt, am Boden wälzt. Mit dreckverschmiertem Overall robbt er anschließend zur Garderobe, schlägt der verdutzten Menge buchstäblich die Tür vor der Nase zu und gibt unter Verschluß die letzten Strophen von „Rickys Hand“ zum besten.