Deutschlands jüngste Mediziner haben ihre erste große Operation glänzend bestanden. Die Ärzte, Country-Schlager-Punker aus Berlin, sind bei weitem nicht so Debil, wie der Titel ihres Albums vermuten läßt. Im Gegenteil: Mit Witz und Berliner Schnauze gingen sie locker an die Spitze; gefolgt von dem kosmopolitischen Pop der Engländer XTC auf The Big Express. Mit deutschen Texten und mainstreamorientiertem Rock landete Wolf Maahns „Irgendwo in Deutschland“ unerwartet auf Platz drei, punktgleich vor Big Country, die auf „Steeltown“ harte Saiten aufziehen und sich den vierten Rang sicherten. Kaum weniger überraschend die Synthi-Sympathisanten Depeche Mode und „Some Great Reward“ auf Platz fünf, gefolgt von den düster monotonen Sprechgesänge der Anne Clark, deren „Joined Up Writing“ sich noch vor Level 42 und dem White-Funk-inspirierten „True Colours“ behaupten konnte. Die „Message To our Madness“ der Chaoten um Stiv Bators, der Lords Of The New Church, setzte sich auf dem achten Platz fest. Fast schon kammermusikalisch muten die Streicher-Einheiten des Penguin Cafe Orchestra an, das mit „Broadcasting From Home“ das breite Mittelfeld anführt und so einen so experimentierfreudigen Gitarristen wie Troy Tate mit „Ticket To The Dark“ als auch den funkigen Bleichgesichtern Floy Joy das Nachsehen gibt. Auch nicht viel besser er ging’s dem White Soul der Herren Hall & Oates, die das Kopf-an-Kopf Rennen mit Altrocker Jim Capaldi und seinem „One Man, Mission“ entschieden.

Nur die liebliche Madonna und ihr ach so unschuldiges „Like A Virgin“ sowie Tubes-Sänger Fee Waybill konnten es noch schlechter. Das Schlußlicht aber gehört der Abba-Abtrünnigen Frida, der nur Gastkritiker Mike Oldfield Respekt zollte.

Erfolgreiche Musiker haben’s nicht leicht. Ein Termin jagt den anderen – und selten bleibt Zeit, auch einmal privaten Interessen nachzugehen. Dabei hatte sich unser MÜV-Gast Mike Oldfield, zur Zeit auf „Discovery“-Tour durch Europa, so auf das Oktobertest gefreut. Doch am Ende reichte es nur zu einem Blitzbesuch auf die Wies’n. Danach stand nämlich schon das nächste Konzert und Feinarbeiten an seinem Soundtrack zum „Killing Fields“-Film auf dem Plan. Und auch die MÜV-Platten warteten auf sein Urteil. Alle allerdings schaffte er bis zum Redaktionsschluß nicht…

Anne Clark: „Sie klingt wie die Frau von Simon Phillips (bekannter Drummer und Freund von Oldfield), wenn sie Gedichte vorträgt.“

Jim Capaldi: „Eine nette Produktion.“

Floy Joy: „Daran kann ich micht jetzt schon nicht mehr erinnern.“

Penguin Cafe Orchestra: „Lustig, fast schon gut.“

Level 42: „Angenehm, für lange Autofahrten besonders gut geeignet.“

Grandmaster Melle Mel And The Furious Five: „Das ist nicht mein Geschmack, doch ich kann andererseits auch verstehen, daß Amerikaner so etwas mögen.“

XTC: „Gute Songs, die Band wird immer besser, nur die Produktion ist scheußlich.“

Comateens: „Damit kann ich rein gar nichts anfangen.“

Frida: „Gute Stimme, die gefällt mir.“

Ebenso präzise wie gutgelaunt kamen die Angaben zu seiner Person. Wieder einmal war das Telefon der entscheidende Draht zum Gastkritiker.

Erste LP, die Du gekauft hast: Die 5. Symphonie von Sibelius

Bestes Konzert von anderen Bands: Pink Floyds „The Wall“L

Musikalische Einflüsse: Led Zeppelin, Sibelius, Gustav Mahler

Schriftsteller: Wilbur Smith

Bücher: Die frühen Werke von Brian Wilson

Film: 2001 Regisseur: Stanley Kubrik

Schauspielerin: Magret Rutherford (Miss Marple)

Schauspieler: Richard Burton

Zeitschriften: Rotor And Wing (Hubschrauber-Zeitschrift)

Frühere Berufe: Keine

Hobbys: Hubschrauber, Squash, Kniffle

Sex-Symbole: Sally (Freundin)

Was treibt Dich zur Weißglut? Leute, die Hummer essen

Was bringt Dich in Schwung? Mein Zündschlüssel

Inspiration: Meine Kinder und Guiness-Bier

Zeitgenossen, die Du gerne treffen würdest: Lech Walesa

Entscheidendes Erlebnis mit Musik: Gitarre zu spielen, die mir mein Vater schenkte, als ich zehn war

Autos: Porsche 911 Turbo

Lieblingstier: Münsterländer Hund, Papagei, Perserkatze

Worüber kannst Du lachen? Über Freunde beim Squash-Spielen

Wen würdest Du zu einem (intimen) Souper einladen: a) Divine, b) Maggie Thatcher, c) Bo Derek, d) …? Maggie Thatcher und Gewerkschaftsführer Arthur Scargill

Musiker, mit denen Du arbeiten möchstest? Beethoven

Bei welchem Ereignis würdest Du gerne dabeisein? Oktoberfest 1985; erster Passagierflug zum Mond

Zukunftspläne: Ein langer Urlaub, um die indianischen Denkmäler in Peru und die Tempel in Indien und Thailand besuchen zu können.