Gestalter Der Zukunft


Charles Platt Hohenheim-Verlag, Köln, 429 Seiten, DM 26.

Leute, die solche verrückten Sachen schreiben, können selbst nicht ganz normal sein. Diese Charakterisierung der Science-Fiction-Autoren hört man nicht selten, und darin steckt sicher genügend Wahrheit. Denn ein Autor, der sich ständig ausdenkt, wie unsere Welt anders aussehen könnte oder wie andere Welten unserer Realität ähneln, muß zwangsläufig ein sehr distanziertes Verhältnis zum alltäglichen Leben bekommen. Und oft genug zwingt die Arbeit SF-Autoren, aus dem Alltagsrhythmus auszusteigen: sich von den Freunden zurückzuziehen und beim Schreiben sich nicht mehr um Tag oder Nacht kümmern. Der englische Autor und Lektor Charles Platt, der jetzt in den USA arbeitet und innerhalb der SF keine Berühmtheit ist, hat eine Reihe von SF-Autoren besucht und interviewt und stellt sie, ihre Arbeit, ihr Denken und Leben vor. Die einzelnen Artikel zeichnen sich allerdings nicht durch Originalität aus: einem Vergleich mit den eindrucksvollen Autorenportraits von Sam Moskowitz hält das Buch nicht stand. Platt verarbeitet amüsante Plaudereien, kleine Begegnungen mit großen Namen, manchmal zwar wirklich etwas platt und seine Fragen kratzen nur die Oberfläche an. Was das Buch aber trotzdem faszinierend macht, sind die portraitierten Autoren, besonders wenn es sich um starke Persönlichkeiten wie Asimov oder Ellison oder Malzberg handelt. Hier wird das Buch unbedingt lesenswert. Wenn man bislang von Asimovs Großspurigkeit wußte, so erfährt man hier einiges von seiner persönlichen Liebenswürdigkeit. Die Mehrzahl der Portraits bestätigen aber tatsächlich eine vermutete Verbindung von Werk und Autor: van Vogt ist so streng, wie er schreibt, Bradbury fasziniert mit seinem personalen Charisma, Dick fühlt sich wirklich von den Mächten verfolgt, und Ellison ist ein Chaot: seine Papier gewordenen Wahnsinnsideen passen zu seiner ausgeflippten Lebensart.