Grönemeyer


Ausverkaufte 50-Städte-Tour, 1,3 Millionen verkaufte Exemplare von "Ö", die letzten drei LPs insgesamt 29 Wochen auf Platz eins. Für Herbie trotzdem kein Grund zum Abheben. Wenn er am Ende des erfolgreichen Jahres Bilanz zieht, geschieht das ohne jedes Star-Gehabe - kein Saustoffzelt, keine Drogen-Exzesse, zum Interview fährt der Bochumer mit seinem roten Kat-Golf vor. über seinen Mega-Erfolg zu sprechen ist ihm fast peinlich. Dafür geht er in die Vollen bei all dem, was ihm stinkt in diesem Land: profilneurotische Kollegen, verlogene Linke, verquaste Texte und Abzocker von Ralf Siegel bis Fritz Rau.

ME/SOUNDS: Die Rock-Nation scheint fest in der Hand der Köln/Bochum-Connection: Grönemeyer und BAP an der Spitze von Charts und Polls. Wer ist in diesem Lokal-Derby denn nun der wirkliche Sieger?

GRÖNEMEYER: “ BAP reden im ME/Sounds von sich als „Nummer Eins in Deutschland“. Irgendwie scheinen die größere Probleme zu haben. Was soll das? Je mehr Bands es gibt, umso interessanter wird es doch. Außerdem kann man nie besser oder schlechter Musik machen als andere. Ich jedenfalls kann höchstens besser als Grönemeyer werden. Das Schlimmste ist, wenn sich profilneurotische Musiker gegenseitig bekämpfen und dann mit ihren Charts-Plazierungen protzen.“

ME/SOUNDS: Dir scheint die Chart-Sonne ja nun auch warm auf den Bauch …

GRÖNEMEYER: „Natürlich freue ich mich, wenn meine Platten auf Nummer Eins stehen. Aber gerade wenn du großen Erfolg hast, brauchst du das doch nicht noch raushängen lassen. Ich hab ja auch Kontakt zu anderen Bands und sehe, wie sehr die solche Protzerei frustriert. Besonders, wenn sie gerade eine Durststrecke zu überwinden haben.

Dieses Mega-Tum wird doch von den Medien und Plattenfirmen schon genug geschürt: Wer ist der Schnellste, wer singt am höchsten usw. Scheiße – gerade in so einem kleinen Land wie hier, mit wenig nationalen Plattenverträgen, darf Musik nicht zum Wettkampf werden.“

ME/SOUNDS: Auch deine Plattenfirma wirbt aber mit Sprüchen wie „Herbie ist der Größte“.

GRÖNEMEYER: „Das finde ich auch nicht in Ordnung. Ich bin ja der Prototyp des Spätstarters: Drei erfolglose Platten, mit denen ich aber immerhin lernen konnte, was ein Studio ist, was Plattenmachen bedeutet und wie das alles funktioniert. Ich hatte meinen ersten Plattenvertrag vor 15 Jahren und das Glück, erstmal vier Platten machen zu können, obwohl die ersten beiden wirklich Total-Flops waren. Aber ich durfte mich entwickeln. Inzwischen ist das alles viel schwieriger geworden. Wenn heute deine erste Platte nichts wird, bist du raus aus dem Spiel.“

ME/SOUNDS: Allerdings steht heute auch viel mehr Geld auf dem Spiel.

GRÖNEMEYER: „Also – den Plattenfirmen geht es ja nun wirklich nicht schlecht. Und ich glaube, daß man auch heute noch für 50.000 Mark eine gute Platte machen kann. Mir soll keiner erzählen, daß unter 200.000 Mark nichts Vernünftiges rauskommt. Schlimmer ist, daß sich die Firmen auf ihren fetten Grönemeyers ausruhen und niemanden mehr aufbauen.“

ME/SOUNDS: Stars lassen sich natürlich viel leichter an den Mann bringen als Newcomer.

GRÖNEMEYER: „Ach was – ihr gehört ja auch dazu. Bevor sich der Musik Express auf junge Bands einläßt, müssen die sich entweder nackt auf der Elbe ausgezogen haben oder dreimal pinkelnd um den Bremer Bahnhof gerannt sein. Wenn ich mich mit diesen Bands unterhalte, merke ich ja, was die sich alles einfallen lassen. Aber letztendiich ist nur wichtig, daß man gerne Musik macht.

Das klingt sicher von Herrn Grönemeyer sehr edel, weil der hat gut seiern, aber darauf läuft es doch hinaus: nur ’ne Gitarre umhängen und dann schon Weltstar sein, geht halt nicht.“

ME/SOUNDS: Vor allem nicht, wenn man wie du konsequent in deutscher Sprache singt.

GRÖNEMEYER: „Das ist wirklich nicht einfach, denn dummerweise neigen alle dazu, deutsche Texte immer gleich so bedeutungsschwanger machen zu wollen. Warum traut sich kaum einer mehr ein ,Marmor, Stein und Eisen bricht‘? Während der Neuen Deutschen Welle war das viel einfacher, frecher Da wurde keiner gleich als Jodel-Schlager-Heini abgestempelt.

Danach aber kam die Zeit dieser Deutschen Wesens-Sänger. Da schließe ich mich selbst auch nicht aus. Als ich bei der Intercord meine ersten Platten machte, sagten sie mir: ,Du mußt so Lieder schreiben wie Milva, du sollst unsere männliche Milva werden.‘ Und heute sagen sie dem Nachwuchs: ,Schreib doch mal so Lieder wie Grönemeyer‘.

Ist doch alles Quatsch – die Leute sollen das schreiben, was ihnen gerade einfällt. Auch auf deutsch! Und wenn ich nicht so erfolgreich wäre, würde keiner Grönemeyer als ,Niveau‘ sehen.“

ME/SOUNDS: Würde eine Quotenregelung – im Rundfunk müssen mindestens 50 Prozent deutschsprachige Titel gespielt werden – eine Verbesserung bringen?

GRÖNEMEYER: „Ich bin dafür, Rundfunkredakteure zu zwingen, sich die deutschen Platten überhaupt einmal anzuhören. Von Quotenregelung halte ich aber überhaupt nichts. Das führt nur

zum zwangsverordneten deutschen Schlager. Herr Heck fordert das massiv und auch der Herr Siegel, weil er dann wieder seine Firma anlaufen lassen kann, die jede Woche irgendwelche Scheiße produziert. Der geht dann in jeden Sender rein und sagt: ,Du hast 50 Prozent zu besetzen, mach es dir leicht und nehm einfach meine Platten – und dann gehn wir mal … äh… und unterhalten uns mal in Ruhe‘.“

ME/SOUNDS: Deutsche Sänger haben im Moment aber nicht nur im Rundfunk kräftigen englischen Gegenwind.

GRONEMEYER: „Das hat aber auch Vorteile. Sechs Jahre lang hatten wir deutschsprachige Sänger den Markt voll in der Tasche. Da setzt dann auch so eine satte Gediegenheit ein: all diese festbeamteten Künstler der deutschen Szene, jedes Jahr eine neue LP und alle fünf Wochen ein Benefiz-Konzert.

Wir haben einerseits nur eine begrenzte Zahl von Kulturschaffenden, neigen aber alle schnell zum Größenwahn. In Deutschland kann man mit Musik so wahnsinnig viel Geld verdienen, daß sich viele gleich wie der Nachfolger von Bruce Springsteen oder der Beatles fühlen. Man kriegt soviel Geld in den Arsch geblasen und steht schließlich als volkseigen angestellter Erfolgreicher da.“

ME/SOUNDS: Und bläst sich dabei noch als engagierter Linker auf.

GRÖNEMEYER: „Mal ehrlich – wir verdienen alle an der linken Szene. Was zunächst einmal nicht unredlich ist. Trotzdem kannst du das in Deutschland nicht erzählen, weil wir diese Dinge immer unter dem engagiert-alternativen Deckmäntelchen verstecken. Aber unter diesem Mantel wird wahnsinnig viel Geld verdient. Alles andere ist gelogen.“

ME/SOUNDS: Dennoch behaupten viele deiner Kollegen, man könne mit Tourneen zum Beispiel heute kein Geld mehr verdienen.

GRÖNEMEYER: „Ich kann dieses Gewimmere nicht mehr hören: ,Hilfe, Hilfe, wir machen das alles zum Selbstkostenpreis‘. Oder von wegen Merchandising machen wir nur den Fans zuliebe‘ – da kommen mir die Tränen. Das ist schlicht gelogen. Wir zum Beispiel haben die Eintrittspreise bei der letzten Tour mit 20 Mark relativ niedrig kalkuliert. Aber das habe ich nicht gemacht, weil ich so edel bin. Wir haben mit der Tour trotz dieser harten Kalkulation noch immer viel Geld verdient.“

ME/SOUNDS: Warum traut sich das keiner zuzugeben? Finanzamt?

GRÖNEMEYER: „Das ist doch das reine Rumgedrücke. Ich finde, man sollte über diesen Kommerz offen reden. Wenn Springsteen bei 50 Mark Ticketpreis eine Million Festsage bekommt, kann der locker 50.000 Mark für einen guten Zweck spenden. Genauso wir in Deutschland: Hängen uns das linke Deckmäntelchen um und rufen: ,Mein Gott, wie sind wir doch engagiert und alternativ‘. Dabei verdienen wir alle sehr viel Knete gerade in der linken Szene.

Auch mit Fritz Rau, der früher eine Tour von mir gemacht hat, unterhältst du dich erst vier Stunden über den Zustand der Welt, aber es geht dabei im Grunde nur um die Knete. Er tut immer rum, als sei er der Ökopapst Deutschlands, dabei hat er selber uns 1983 aus der ,Grünen Raupe‘-Tour wieder ausgeladen, obwohl wir seine – damals wohl noch zu unbekannten – Künstler waren.

Es nervt, vorher erst eine Stunde lang klären zu müssen, wie links wir wirklich sind, obwohl wir im Hinterkopf schon die Scheine zählen. Wenn wir gleich offen über das Geschäft reden würden, wäre alles viel entkrampfter.“

ME/SOUNDS: Jetzt, da die beiden Tour-Päpste Rau und Marcel Avram zusammenarbeiten, wird es geschäftlich wohl wieder klarer zugehen?

GRÖNEMEYER: „Das Brutale an dieser neuen Firma ist halt, daß sich da zwei Leute zusammengetan haben, die beide in den letzten zehn Jahren keine Band mehr aufgebaut haben, die beide für diese wahnsinnig hohen Eintrittspreise in Deutschland verantwortlich sind und jetzt das absolute Preis-Monopol für dieses Land haben. Es sind z.B. beide damals nicht einmal auf unsere BOCHUM-Tour angesprungen. ,Zu riskant‘, haben sie gesagt.

Gut – Fritz Rau wird immer sagen: ,1ch bin kurz vor der Herzattacke, so wenig verdiene ich‘. Aber das Fiese ist, daß die bei ihren enormen Einkünften locker pro Jahr eine Million in Touren von unbekannteren Bands hätten stecken können. Aber sie ziehen sich lieber irgendwelche etablierten Bands rein, reißen die Entrittspreise hoch, kassieren sich dick und fett und seiern dann in Interviews, für wie wichtig sie den Nachwuchs halten.“

ME/SOUNDS: Muß ein Plattenmillionär wie Grönemeyer überhaupt noch mehr Geld verdienen?

GRÖNEMEYER: „Willst du mich ärgern? Für mich war Musik immer Lebenszweck und nie eine clevere Idee, viel Geld zu verdienen. Ich wollte ja auch einen normalen Beruf erlernen und hab ein paar Semester Jura studiert. Sicher, irgendwie wollte ich immer Musik machen. Zufällig hat mich dann jemand gefragt, ob ich seine Lieder singen will – so ein Bombasto-Werk mit Namen ,Pompej‘. Da hab ich noch überhaupt nicht an einen Plattenvertrag gedacht.

Und deshalb ist es falsch, mir heute diese Frage zu stellen. Natürlich ist es toll, mit Musik Geld zu verdienen, aber ich will nichts anderes, als die Leidenschaft an meiner Musik noch ein paar Jahre zu erhalten. Vielleicht ist das irgendwann nicht mehr erfolgreich, aber ich werde mein Ding genauso weitermachen.“

ME/SOUNDS: Wenn dein Stern sinkt, kannst du ja immer noch in der „ZDF-Hitparade“ singen.

GRÖNEMEYER: „Niemals! Die ZDF-Hitparade hab ich nie gemacht. Oder diesen Playback-Mist in den Westfalenhalle. Das ist doch die reine Unverschämtheit: Die machen die Show am Abend vor der Sendung nochmal, weil sie damit die Halle zweimal vollmachen und so ordentlich das Eintrittsgeld abgreifen.

Stell dir das mal vor: Stehst auf der Bühne vor 13.000 Leuten, hüppelst rum und bewegst deine Lippen zum Tonband – das ist doch perfide. Gegen Unterhaltungssendungen im allgemeinen

habe ich – auch mit Playback – nichts, aber ich entscheide selber, wie ich mich als ,Person der Zeitgeschichte‘ präsentiere.“

ME/SOUNDS: Wie würdest du reagieren, wenn dich die Grünen als Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten aufstellen wollten?

GRÖNEMEYER: „Ministerpräsident? Absurde Idee. Ministrant meinst du wohl. Das höchste Amt, das ich innehatte, war Klassensprecher. Dabei sollte man es auch belassen. Ich hab zu allen Parteien, auch den Grünen, ein zwiespältiges Verhältnis. Die Ideen mag ich, doch die Strukturen sind überall ähnlich. Man kann sich auch anders engagieren – Rheinhausen, Unterschriftensammlungen. Und du mußt auch nicht bei jedem Spenden-Scheck, den du überreichst, einen Fotografen dabei haben. Und Engagement ist ja auch mit der Musik möglich: Bei ,Nackt Im Wind‘ haben wir 3,40 Mark pro Single abgeführt. Als einzige wollte nur die GEMA nicht auf ihre Bearbeitungsgebühr verzichten.“

ME/SOUNDS: Wogegen beim Wackersdorf-Festival noch nicht mal die GEMA-Einnahmen von den Musikern gespendet wurden.

GRÖNEMEYER: „Wackersdorf hätte ein historischer Moment für die deutsche Szene werden können, alle wichtigen Bands auf einen Haufen. Stattdessen hat es eine ziemliche Depression ausgelöst, eine traurige Mutlosigkeit. Es gab intern zu viele Profilkämpfe zwischen den Musikern. Vor allem, weil sich da so mancher zum Ober-Bauzaunkämpfer aufgeblasen hat.

Also – ich war vorher noch nie in Wackersdorf und hab mich auch noch nie an einen Bauzaun gekettet. Aber das Festival sollte ja auch eigentlich ein kommerzielles Solidaritäts-Unternehmen sein, um Geld aufzutreiben, damit die Jungs, die sich da unten Tag für Tag den Arsch aufreißen und den Widerstand hochhalten, ihre Prozesse bezahlen können. Aber nicht, daß wir als die sogenannten Oberkünstler ankommen: Herr Grönemeyer, der zuhause politische Manifeste ausbrütet, kommt mal angeflogen und macht auf Willi Wichtig.“

ME/SOUNDS: Immerhin bist du so wichtig, daß sich Medien um deine Meinung reißen. Doch Meinungsumfragen haßt du, weil du „durch Prominenz nicht klüger“ geworden seist.

GRÖNEMEYER: „Klüger bin ich nur im Bereich der Branche geworden, aber das geht einem k Handwerker genauso. Ich habe gewissermaßen als Tischler Erfolg. Aber ein guter Tischler ist noch lange kein guter Politiker. Ich hüte mich, zu allen anderen Bereichen Urteile abzugeben. Auch wenn ich noch so oft in jien Hintern geblasen bekomme, daß ich alles wissen müßte, weil ich so erfolgreich bin. Im Gegenteil: Du wirst immer dümmer, je intensiver du dich mit nur einer Sache beschäftigst.“

ME/SOUNDS: Was aber sagst du deinen Fans, die in ihren Briefen an dich um Rat fragen?

GRÖNEMEYER: „Das ist eine schlimme Ohnmacht. Aber ich kann unmöglich die vielen Briefe beantworten. Bislang waren es etwa 80.000. Um gerecht zu sein, mußt du keinen oder alle beantworten. Die meisten schreiben aber so, daß sie gar keine Antwort erwarten. Anhimmeln oder Doktor Sommer gibt’s kaum.“

ME/SOUNDS: Wie lange brauchst du, um 80.000 Briefe zu lesen?

GRÖNEMEYER: „Schwierig – wir beantworten die Autogrammwünsche, die anderen heften wir ab. Manchmal, wenn ich Zeit habe, lese ich einen ganzen Tag in diesen Ordnern. Aber in der Reaktion darauf bin ich genauso eingeschränkt wie mit den Statements zur Lage der Nation.“

ME/SOUNDS: Und wann liest du Kritiken?

GRÖNEMEYER: „Selten. Ich hab von einer Tour mal alle Live-Kritiken gelesen, da ging’s in 40 von 50 über meine Haarsträhne. Meine Firma sammelt das alles, aber mich interessiert es wenig.“

ME/SOUNDS: Aber wer kontrolliert Grönemeyer, wenn er zuhause am Klavier an neuen Songs rumklimpert. Deine Freundin Anna?

GRÖNEMEYER: „Anna ist schon sehr wichtig als Relativierung. Die sagt dann immer:, Oh Gott – was schreibst du denn für’n Müsli-Schrott‘. Und die Leute, mit denen ich seit Jahren in einem Verlag zusammenarbeite, denen spiele ich das schon vor.

Ich habe aber auch Sachen gemacht, die alle erst mal blöd fanden. Die letzte Instanz bin immer ich, weil meine Sachen ja immer spezifisch grönemeyerisch sein sollen. Es wäre fürchterlich, wenn meine Lieder wirklich jedem gefallen würden.“

ME/SOUNDS: Über Grönemeyer privat weiß noch immer keiner etwas.

GRÖNEMEYER: „Da gibt’s eh nichts zu erzählen. Eine Grönemeyer-Homestory wäre wirklich öde – die armen Leser, die sich das anschauen müßten.“

ME/SOUNDS: Und Grönemeyer halbprivat auf der Straße: Glotzen die Leute?

GRÖNEMEYER: „Sicher drehen sich die Leute um, nicht nur in Bochum. Aber nirgendwo sind die Leute, die mich sehen, in Ohnmacht gefallen. Natürlich gehe ich anders als früher durch die Straßen – stechenden Schrittes geradeaus und ohne die Leute anzugucken. Aber eigentlich ist es ein gutes Gefühl, so viel Resonanz zu bekommen.“

ME/SOUNDS: Wenig Interviews, keine schnellen Statements, auf der Straße unnahbar – wen wundert da noch dein sprödes Image?

GRÖNEMEYER: „Ach Image, was heißt Image? Ich verhalte mich so, wie ich mich verhalte. Ob ich dadurch der ,Klein-Doofi mit Plüschohren von nebenan‘ bin oder der ,ernste, spröde von weißnichtwo – das hilft mir auch nicht weiter. Man beschäftigt sich immer mehr mit sich selbst, weil sich alle anderen auch mit dir beschäftigen – und dabei wird man immer doofer.“

ME/SOUNDS: Wenn das Überhand nimmt, kannst du ja immer noch deine Dritt-Karriere als Ball-Künstler ausbauen.

GRÖNEMEYER: „Nee, bestimmt nicht. Aber Singen und Fußballspielen hält sich bei mir die Waage. Ich hab acht Jahre im Verein gespielt. Fußball kann bei mir eine ähnliche Euphorie wie Auftritte auslösen. Ich muß jetzt auch gleich nach Bochum zurück – um drei Uhr wird angepfiffen.“