Haldern-Kind Anika auf den Spuren von Velvet Underground


Ihre Familie hat das Haldern-Pop-Festival mitgegründet. Jetzt hat die Deutsch-Britin ein Album zusammen mit dem Portishead-Chef aufgenommen.

„Wenn ich dir das alles erzähle, wird mein Milchkaffee kalt“, gibt Anika auf die Frage zu Bedenken, wie man es denn anstellt, als Debütantin gleich mal gemeinsame Sache mit Geoff Barrow, dem Genie hinter Portishead, zu machen. Das Risiko wird natürlich eingegangen. Dabei spricht die junge Frau gar nicht gern über sich. Sie hört lieber zu.

Hauptberuflich ist sie politische Journalistin, nebenberuflich Musik-Promoterin. Und seit kurzem eben auch Musikerin, was ihr quasi in die Wiege gelegt wurde: Die mütterliche Seite ihrer Familie hat das Haldern-Pop-Festival mitgegründet und obwohl Anika in London aufwuchs, verbrachte sie die Sommer ihrer Jugend stets in Haldern-Rees, half bei der Festivalorganisation mit und kam so früh mit der Musikindustrie in Berührung. Während ihres Studiums in Cardiff zog sie dort das Label Full Fat auf, um jungen Bands zu helfen. Sie selbst probierte sich in diversen Musikprojekten aus, wollte aber immer eher hinter den Kulissen bleiben. „Ich verstecke mich gern“, sagt sie. Dennoch wurde sie rasch ein Begriff im UK-Biz und so rief eines Tages ein gewisser Geoff auf der Suche nach einer Sängerin für seine neue Band Beak bei ihr an.

„Ich hatte am Telefon ‚Beach’ verstanden. Erst nach unserer ersten Probe googelte ich Geoffs Namen und konnte es nicht glauben, mit wem ich mich grade darauf geeinigt hatte, ein gemeinsames Album zu machen.“Nach nur zwölf Studiotagen war ANIKA fertig: Eine Platte, die in einem Moment nach Grace Jones, im anderen nach Velvet Underground klingt. Nächstes Jahr geht die nach ihrer Sängerin benannte Band erstmals auf Tour. „Da werde ich mich dann wohl nicht mehr verstecken können“, sagt Anika, zuckt kurz mit den Mundwinkeln und schlürft dann ihren zumindest noch lauwarmen Milchkaffe aus.

2003: Anika hält die backstage bei Haldern Pop neben ihr sitzende Patti Smith für einen Mann.

2008: Sie veröffentlicht eine Werkschau ihres Labels, die FULLFAT MIX TAPE CD.

2010: Anika verbringt den Sommer in Berlin, ist von dort häufig anzutreffenden Gegenentwürfen zur Leistungsgesellschaft begeistert.