Hawkwind trifft den Hinterkopf


Angefangen haben Sie als „Group X“ bei einem Konzert Im Londoner Künstlervierlei „The Grove“. Heute als HAWKWIND sind die Mitglieder dieser Band auf dem besten Wege „Stars“ zu werden. Hier muss man aber bereits die erste Einschränkung machen, was die Lebensweise angeht HAWKWIND ist ganz sicher nicht eine der üblichen Popgruppen, bei denen Ruhm zum Objekt wird und die Musik zum blossen Mittel zum Zweck; beispielsweise zum Kauf des nächsten Traumautos. HAWKWIND entwickelt ein so starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, dass ihnen die Gemeinschaftsband mit vielen gleichgesinnten Musikern und ständig wechselnder Besetzung als Losung fOr die Zukunft erscheint Sie machen dies alles eigentlich wegen der Revolution, wobei sie nicht die zerstörerische, umstürzlerische, zu offenkundige Aufsässigkeit der letzten Tage meinen. HAWKWIND vertritt immer noch die These von Frieden, Liebe und Blumen. Vielleicht ein Anachronismus. Denn wer glaubt heute im Ernst noch an die Hippie-Philosophien? In diesem Zusammenhang wird HAWKWIND eine positive Rock-Band genannt. Entstanden aus der Musik der letzten Tage, die vielleicht nicht immer friedlich klingt, und im Gegensatz dazu steht die Gruppe als beinahe trotzige Vertreter des Hippie-Gedankens der 60-ziger Jahre. HAWKWIND ist der Meinung, konsequent sein zu müssen, um die Leute zu überzeugen. Konsequenz heisst in diesem Fall, mehr und mehr Free-Konzerte zu veranstalten. Es genügt eben nicht mehr, sich wie die Stones auf die Bühne zu stellen und „Street fighting Man“ zu singen. Für die meisten ihrer Anhänger bedeutet jedoch die Musik von HAWKWIND mehr als ihre Meinung über die Welt und die Möglichketten ihrer Veränderung. „Space Out Rock“ ist die vielleicht treffendste Bezeichnung für diese Musik, die den Zuhörer zu einer Reaktion, ob gut oder schlecht, zwingt. Legales Mittel dazu ist die Elektronik. Von HAWKWIND als wichtigstes stilistisches Mittel genutzt, weil sie Töne erzeugt, die direkt in den Hinterkopf gehen. HAWKWIND ist eine Head-Gruppe im besten Sinne. Sie erdenken ihre Musik mehr, als sie sie erfühlen. Der Intellekt wird trotz Love and Peace über möglicherweise fehlgeleitete Gefühle gestellt. Der kreativste Erdenker ist der 28-jährige Dave Brock, er spielt 6- und 12-String-Guitar, Harmonika, Percussion und komponiert fast alles. In seiner Jugend spielte er Banjo und reiste später als Strassenmusikant durch ganz Europa. Auf seinen Touren lernte er den Bassisten John A. Harrison kennen, die ersten Idden zu HAWKWIND waren geboren. John A. Harrison, ebenfalls 28, spielt seit 10 Jahren sämtliche Richtungen von Tanzmusik über Jazz bis zu progressiven Klängen. Elektronik hat ihn schon immer fasziniert. Deshalb repariert er manchmal Stecker und Kabel der Anlage. Nick Turner, Altsax, lernte Dave kennen, als er noch in einer holländischen Gruppe spielte. Nick benutzt für sein Sax ein WOW WOW und zaubert damit gitarren- und geigenartige Töne. Für Hugh Lloyd-Langton, Gitarre, lebt Musik durch die Improvisation. Als Kapital bringt Hugh seine Erfahrung in Blues und klassischer Gitarrenmusik in die Gruppe ein. Terry Ollis bindet sich mit seinem Schlagzeug nie an ein bestimmtes Schema. Er kam durch eine Anzeige, die Dave im Melody Maker aufgegeben hatte, zur Gruppe. Dikmik aus Richmond ist für die Elektronik zuständig. Er träumt von einem Moog, um die elektronischen Möglichkeiten noch weiter auszuschöpfen. Nick Turner sagt zur HAWKWIND-Musik: „In der Musik ist alles, Horror, Schönheit, Schwachsinn, Ekstase. Wie ein Trip, ist auch unsere Musik in Worten kaum auszudrücken“^