Hirn Flimmern


Sollten Sie die Vorgängerin dieser Kolumne gelesen haben, werden Sie sich nicht freuen, wenn ich ankündige: Wolfgang Müller- The Saga Continues. Ja, es ist wahr, es haben sich neue Informationszusammenhänge ergeben, ja: Abgründe aufgetan in der Causa Wolfgang Müller, jenes Sänger-Songschreibers und vermeintlichen Avantgarde-Heroen bzw. Avantgarde-Heroen und vermeintlichen Sänger-Songschreibers, der uns also zumindest mich – im letzten Heft so beschäftigte. Sie haben nun vielleicht schon dem letzten Halbsatz entnommen, worin die Neuigkeit besteht, die uns also zumindest mich – alles bis dato in Sachen Wolfgang Müller Festgestellte und für unumstößlich Erachtete in völlig neuem Licht sehen lässt: Es ist nämlich so, dass der Sänger-Songschreiber Wolfgang Müller, dessen Lied „Leben wie Franzosen Auto fahren“ ich im vorletzten Heft lobend erwähnt hatte, mitnichten identisch ist mit Wolfgang Müller, dem Avantgarde-Heroen und Gründungsmitglied des Band/ Künstlerkollektivs Die Tödliche Doris. Ich kann also sagen (uff): Hier irrte der Leser, der mir per Mail – zugegeben: erfolgreich – hatte zu suggerieren versucht, der Sänger-Songschreiber Wolfgang Müller sei in der Tat der Bruder des Chefs der Band Mutter, Max Müller und als solcher Mitglied der Tödlichen Doris. Ich sage es gern noch einmal-auch zu Ihrer Beruhigung, Sie waren doch sicher schon besorgt: Hier irrte der Leser. Nicht ich. DER LESER lag falsch. NICHT SO JEDOCH ICH. Nun gut, so richtig richtig lag ich auch nicht, zudem hatte der Leser es geschafft, mir das für einen Mann in meiner Position natürlich hochpeinliche Geständnis zu entlocken, ich sei mit dem Schaf Jen von Die Tödliche Doris nicht vertraut. Dem ist auch immer noch so (verdammt), aber vielleicht erlauben Sie mir – und so kommen wir zum nahrhaften Kern dieses ermüdenden Kolumnen-Sequeh – zu meiner Ehrenrettung mit folgendem Checkerwissen nebst Empfehlung aufzuwarten: Keine zwei Wochen nach Niederschrift des nun schon semilegendären Precjuels dieser lahmen Kolumne hier wiederholte der Radiosender meines Vertrauens in seiner Hörkunstnische das Hörspiel “ Se’ance Vocibus Avium“, das mich bereits bei seiner Erstsendung entzückt hatte, von dem ich mir aber den Autor nicht gemerkt hatte. Nun horchte ich auf bei der Nennung des Namens des – in der Zwischenzeit mit einem Hörspielpreis dekorierten – Urhebers des Audiokunstwerkes. Ganz richtig: Wolfgang Müller. DER Wolfgang Müller of Tödliche Doris fame. Der macht wunderbar wunderliche Sachen irgendwo zwischen Wissenschaft, Kunst und Spielerei, anstatt peterlichthafte Lieder zu sing-schreiben. So sieht’s nämlich aus. Und ich bin recht froh darüber. Die Empfehlung? Holen Sie sich doch auf der Website von Bayern 2 das schön skurrile “ Seance Vocibus Avium“ als Podcast. Hier: http://urlmin.com/vocibus. Dann haben sie demnächst etwa diesen schönen Satz parat, für nach einem Konzert oder so: “ Die Mucke wurde unter Federkleidwidersetzung und Leibzappeln vorgetragen.“