Instrumentenkunde Vox Wah-Pedal 847


Die Technik: Im Rockgitarristen steckt mitunter ein verkappter Modelleisenbahner. Zumindest verbindet beide eine Vorliebe für das geduldige Verkabeln diverser Gerätschaften. Wenn dann alles korrekt verbunden ist und die roten Lämpchen glimmend Bereitschaft signalisieren, herrscht auf der Bühne genauso eitel Sonnenschein wie im Märklinland. Nur beim Urmodell des Vox Wah-Wah-Pedals mit dem prosaischen Namen 847, da leuchtet gar nichts. Denn das Effektgerät hat nur einen Schalter, der darüber entscheidet, ob das Gitarrensignal unbearbeitet an den Verstärker weitergereicht wird-oder eben via Wah-Wah-Klangfilter. Letzterer ist ein variabler Verstärker/Dämpfer, der je nach Pedalstellung bestimmte Frequenzen hebt oder absenkt. Tritt man bis zum Anschlag durch, werden die Höhen verstärkt und die Bässe gedämpft, in Ausgangsposition betont das Pedal die tiefen Töne, während die “ Höhen beschnitten werden. Rhythmisches Treten sorgt für den Wah-Wah-Effekt, sogenannt, weil es dem entstehenden Klang lautmalerisch recht nahe kommt. Wobei das englische „what?“ Pate gestanden haben dürfte, nicht das berlinerische „wa?“.

Die Geschichte: Bei Blechbläsern ist der Wah-Wah-Sound seit fast 100 Jahren populär: Ein Dämpfer, der vor dem Schalltrichter bewegt wird, sorgt für den Effekt. Gitarristen mussten länger warten. Zwar gab es in den 40er-/50er-Jahren erste Versuche, serienreif war das elektrische Wah-Wah aber erst Mitte der 60er. Der junge Ingenieur Brad Plunkett arbeitete für die US-Orgelfirma Thomas, die an seiner Erfindung zunächst keinen Gefallen fand. Also wandte sich Plunkett an den britischen Verstärkerhersteller Vox, der das Pedal ab 1967 in Serie fertigte. Dabei basierte die Filtersektion ohnehin auf der Klangregelung des Vox-„Super-Beatle“-Verstärkers, nur der stufenlose Pedalbetrieb war neu. Thomas zog später nach und brachte Plunketts Erfindung doch noch heraus- unter dem dramatischen Namen „Cry Baby“. Den Lorbeerkranz ließ sich Vox jedoch nicht mehr nehmen, zumal die damalige Gitarristenelite werbewirksam aufs Pedal trat: Durch Misshandlungen von Eric Claptons und Jimi Hendrix‚ Stiefeln geadelt, avancierten Vox Wahs zu den „must-have-items“ der späten 60s. Das Vox 847 wird-technisch leicht modifiziert-noch heute produziert.

Die Anwender: Zu Ruhm gelangte das Vox Wah durch Jimi Hendrix („Voodoo Chile“, „All Along The Watchtower“) und Eric Clapton („Tales Of Brave Ulysses, „White Room‘), später Jimmy Page („Dazed And Confused“), Temptations („Psychedelic Shack“), Isaac Hayes („Shaft“) und so ziemlich jeden Hardrockgitarristen der Welt. Im Soul, Funk, später bei Disco wurde der Effekt subtiler eingesetzt, wobei es sich meist um modernere „Auto Wahs“ handelte, die ohne Pedal elektronisch geregelt wurden. Tom Morello von Rage Against The Machine und Chili Pepper John Frusciante treten noch heute gern aufs Pedal, wenn auch nicht auf ein klassisches Vox. Ein Kleinod zeitgenössischer Wah-Wah-Werbung findet sich auf der Compilation too much to dream der Psychedelic-Band The Electric Prunes: Ein Radiojingle von 1967, mit dem die Band für das „sensationelle neue“ Pedal warb, mit dem die Gitarre „sogar wie eine Sitar“ zu klingen vermochte. „Wenn auch du wie ein Profi klingen willst“, so wird geraten, dann flott zum örtlichen Vox-Händler.

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