Interzone


Ein historisches Vorbild hatten sich die Mannen um Heiner Pudelko gewählt, als sie die Foto-Session zu ihrem neuen Album AUS LIEBE in Angriff nahmen: Die Schlacht von Iwo Jima, bei der im 2. Weltkrieg Tausende von Japanern und Amerikanern für eine strategisch nutzlose Insel ihr Leben ließen. Die siegreichen Amerikaner schließlich schlossen das Blutvergießen mit dem Einpflanzen ihres Banners ab. – Die Parallele? Oder auch: Was will uns der Dichter damit sagen? Im „Gemetzel der neuen deutschen Welle“, so Interzone, verstehen sie sich als „Überlebende“, die mit ihrem „puren Stoff‘ die Grabenkriege der neugewellten Bands unter sich lassen wollen. Nun ja.

Ganz oben (in der Spalte) was von ganz unten (im Stollen): Gestatten, Kowalski aus Wuppertal. Unter diesem Namen treten Uwe Fellensiek, Hans Bäär, ein gewisser L. C. und Rüdiger Braune mit ihrer Debüt-LP! SCHLAGENDE WETTER über Tage. Richtig, die vier Hauer waren bereits bei der letzten Langrille von Gianna Nannini auf Schicht.

Weniger beschäftigt ist dagegen Graham Bonnet, der gerade von Michael Schenker seine Papiere erhielt. Trennungsabsichten auch in Sachen Pink Floyd: Ein Gerücht jagt das nächste, doch Manager Steve O’Rourke verkündet: „Absoluter Kohl!“ Also Obacht, denn an unseren (Wessen ??!!) haben wir ja auch nicht geglaubt… Noch viel schöner: Der gleichnamige Eberhard verpflichtete für seine nächste Klassik-Rocknacht … Trio! Da-da-dadamm.

Zu einer Kakophonie mit Paukenschlag könnte es demnächst auch bei Whitesnake kommen: Man munkelt von einem Neuzugang namens Cozy („Dreschflegel“) Powell, und als Gitarrero ist Mr. Jimmy Page im Gespräch hinter vorgehaltener Hand. Etwas jünger als der Alt-Zeppelin ist das „American Folk Blues Festival“, das seinen 20.

Geburtstag feiert und demnächst wieder durch unsere Breiten rollt (s. Tourneedaten). Und in diesem Moment meldet der Fernschreiber, daß Graham Bonnet doch wieder für Schenkers Michel tönt!

Verstummt sind Theatre Of Hate, die Knall auf Fall ihre letzte Vorstellung gaben. In einiger Entfernung davon eröffnet dafür ein neues Cinema – so der Name eines brandaktuellen (Asia II?) -Projektes: Die ex-Yes Chris Squire, Alan White und Tony Kaye wollen mit Sänger/Gitarrist Trevor Rabin eine neue Gruppensuppe, nein: Supergruppe ins Rennen schicken. Attraktiver dürfte da schon Dale Bozzio kommen. Das ehemalige „Playboy -Häschen hoppelt derzeit u.a. mit ihrem Gatten Terry (ex-Zappa) als Missing Persons die Hitlisten hoch. Aus der Mode ist andererseits De Harris, der Fashion den Rücken gekehrt hat und von vorne beginnen will. Sein Nachfolger ist Alan Derby, und auch Troy Täte von Teardrop Explodes gilt als zusätzlicher Kandidat.

Knalleffekt ferner beim Gun Club (s. Kritiker-Tips!): Den Bass bedient ab sofort Miss Patricia Morrison. Ihre Namenscousine Ann, Schwester des verstorbenen Jim (fast so verwuselt wie in „Dallas“. ..), sucht derweil einen Doppelgänger des toten „Lizard King“, dessen Leben vermusicalisiert werden soll.

Eff Jott Krüger kommt definitiv nicht in Frage, da er und seine Mit-Ideale momentan im Österreichischen Hand an ein weiteres Album legen (der angebliche Titel HEURIGE HUMPEN is a Schmäh!).

Nichts als die bittere Wahrheit jedoch ist der Autounfall eines Schwermetallers: Mr. Nugent hatte bei einem Rennen in Florida plötzlich nicht nur ein Rad sondern gleich die komplette Achse ab! Nach kurzem Klinik-Gastspiel (war er zu laut?) wurde Teddy wieder in die freie Wildbahn entlassen.

Einen Saitensprung machte auch ex-Rumour-Bassist Steve Goulding, der mit den im Neuaufbau befindlichen Associates in Verbindung gebracht wird. Bereits einig geworden ist sich Bemie Toime mit Frank Noon (dr) und Everton Williams (früher bei Bethnal), die er zu endgültigen Electric Gypsies ernannte. Das Herumzigeunern satt hat Steve Jones (Ur-Pistol): Mit Michael des Barres und den einstigen Blondie-Buben Burke und Harrison formierte er in den USA die Band Chequered Past

lolly Beth Vincent

Auch die kalifornische Sängerin zeigt Flagge, und wie! Dabei hätte das in London produzierte neue Album HOLLY ANDTHEITAL1ANS fast kein Ende gefunden: Hollys Visum war abgelaufen. Die Kulanz der Behörden belohnte sie mit einer barbusigen Britannien-Werbung.

Mit geringfügiger Verspätung fiel uns ein Plattencover in die Hände, das (weil nicht im Handel erhältlich) wir euch nicht vorenthalten wollen und außerdem hat’s noch immer einen aktuellen Bezug: Eine etwas peinliche Selbstbebauchpinselung der Rockpalast-Macher Rüchel und Wagner – courtesy of CBS. Na ja, wer halt „Boss Springsteen“ nicht bekommen kann, der engagiert eben einen Kopierer mit Zandt im Getriebe.

Fehlgeschlagen sind auch die Bemühungen einer US-Plattenfirma, die Stiv Bators von den Lords Of The New Church „safe lor REO Speedwagon fans „machen wollte: Während einer eigens anberaumten Foto-Session war der harte Brokken nicht bereit, schleunigst wieder einzuziehen, was ihm da aus dem Reißverschluß baumelte. Sitten sind das… Nein, Graham Bonnet ist endgültig nicht mehr bei der MSG, aber auf der neuen LP ASSAULT ATTACK singt er doch noch!

Apropos neu: In Arbeit bzw. kurz vor der Veröffentlichung sind Alben von Van Morrison (SOUL MUSIC), Ultravox (QUAKTET), Gary Moore (CORRIDORS OF POWER), Toyah (WAR-RIOR ROCK, Üve-DoLP), Madness (RISE AND FALL) und von den Thompson Twins.

Endlich erschienen ist dagegen das Debüt der Münsteraner Gruppe feltman trommelt (Die Anpressung ihrer LP wurde bereits im ME 8/82 rezensiert.) Die Band, die leider auch nicht im Vorprogramm der Roxy Music-Tour auftreten konnte, ist jetzt endgültig rundum in die Hufe gekommen und hat versprochen, daß uns in Zukunft nicht mehr das Hören und Sehen vergehen wird Thema Sehen: Lou Reed, ex-Door John Densmore sowie Howard Kaylan (der Eddie neben Flo) werden in „Get Crazy“ schauspielern, dem Nachfolgestreifen von „Rock And Roll High School“. Der für die Hauptrolle vorgesehene Russell Mael (Spark-Hälfte) wurde wieder ausgeladen und durch Malcolm McDowell ersetzt. Am Soundtrack zum Film „The Last American Virgin“ (Nancy Reagan?) wirken u.a. die Cars, Devo, die Waitresses und die allgegenwärtige Police mit.

Auf die sich auch Rod Stewart wieder verläßt: Gestern war ihm Hollywood als Wohnort noch „zu gefährlich“, heute hat er seine Klamotten schon wieder herankarren lassen.

Berechtigte Frage: Wen interessiert das eigentlich (noch)?

Wesentlich wichtiger ist nämlich, daß z. B. Japan den Gast-Gitarristen Masami Touchiya beschäftigen; daß Kim Wnilie der neue UK Subs-Drummer ist; daß Mark Fox von Haircut 100 eine Solo-Karriere versucht und daß vom 29.10.-14.11. die „Hamburger Musikwochen ’82“ stattfinden, mit so illustren Gästen wie Terry Riley, Frieder Butzmann und Irmin Schmidt (ex-Can) ; Veranstalter ist die lokale Kulturbehörde.

Nein, nein, es wird kein neues Trio formiert Inga Humpe (mit Inge Meysel-Hut), Mona Mur und Marianne Rosenberg (sowie Teppichbürste „Hoover“) trafen sich zwecks Info-Austausch in Sachen deutsche Schlager, neue deutsche Schlager und alte neue deutsche Schlager. Angereichert wird das Spiel ohne Grenzen durch die Tatsache, daß Inga jetzt auch für Janne zur Feder greift und der ewig junge alte deutsche Dran die Neonbabies produziert.

Rege Geschäftigkeit auch bei Lita: Die ehemalige Runaways-Gitarristin erhielt einen Solo-Vertrag. Offensichtlicher Hintergedanke: Was dem einen Ihr(e) Jett, ist den anderen ihr(e) Ford. Und zum Schluß – natürlich habt Ihr’s geahnt – der Inhalt eines Blitz-Telex: Graham Bonnets Stimme wird von der angekündigten LP gelöscht und Alt-Schenker Gary Barden soll drübersingen…