ME-Gespräch

Josh Homme im Interview: „Ich will High-School-Kids in ihrer Rebellion bestärken und ihr Bösewicht sein“


Er ist einer der letzten unangepassten Vertreter der modernen Rockmusik, kreiert seit drei Jahrzehnten eigenwillige, unkonventionelle Klänge, versucht sich an immer neuen Kooperationen und geht keiner Konfrontation aus dem Weg. Trotzdem ist Josh Homme, was er nie sein wollte: ein Rockstar, der Arenen füllt, hohe Charts-Positionen erreicht, und nun mit seinen Queens Of The Stone Age das siebte Album, VILLAINS, vorlegt. 

Hast du eine Wunschliste mit potenziellen Kandidaten für eine Zusammenarbeit? 

Im Grunde hatte ich nur ein Ziel: ein Album mit Iggy zu machen.

Mehr hatte ich nicht auf dem Zettel, weshalb sich nach dem Ende dieser Zusammenarbeit eine richtige Depression bei mir entwickelt hat. Was sollte jetzt noch kommen?

Deine Arbeit mit Iggy wurde in der Dokumentation „American Valhalla“ festgehalten. Wusstest du, dass dabei etwas Gutes entstehen könnte, oder warum hast du dich auf die Kamera eingelassen?

Das war nicht meine Idee. Im Gegenteil: Mir war extrem wichtig, dass nichts festgehalten wird, was die Anfänge dieser Zusammenarbeit und den ursprünglichen Prozess des Songwritings betrifft. Deswegen beginnt die Doku auch erst, als alles in trockenen Tüchern war. Ich verfolge eine Philosophie, der sich anscheinend nur wenige meiner Kollegen verschrieben haben: völlige Geheimhaltung zu wahren. Das ist meine Art – und die Beste, die es gibt. Denn du musst dir selbst die Möglichkeit geben, auch mal danebenzulangen und daraus zu lernen. Und wenn du im Geheimen arbeitest, kannst du das richtig auskosten. Dann machst du die Platten für dich selbst – was ja auch Sinn ergibt, weil es ohnehin unmöglich wäre, sie genau so hinzukriegen, wie die Leute sie gerne hätten. Und wenn sie dann sagen: „Mann, ich hasse es“, kann ich nur antworten: „Das ist okay. Es kann ja nicht jedem gefallen.“

Traten gemeinsam beim US-Talker Stephen Colbert auf: Iggy Pop und Josh Homme

Was war dein bester Iggy-Moment?

Da gab es einige – aber die möchte ich nicht teilen. Obwohl, einen kann ich verraten: Als wir bei der Stephen-Colbert-Show im amerikanischen TV gespielt haben, habe ich Matt von den Arctic Monkeys und Dean von den Queens als Backingband zusammengetrommelt. Nach dem Auftritt fühlten sie dasselbe wie ich: Wow, das war umwerfend – was für ein Kick! Also sind wir in die Garderobe und haben Iggy gesagt, dass wir alles für ihn tun würden. Er war zu Tränen gerührt! Dann haben wir miteinander angestoßen – wir in unseren Anzügen, und er vollkommen nackt.

Er ist einer der intelligentesten Menschen auf diesem Planeten.

Dabei sagen die Leute immer, er sähe so aus, als hätte er sich in Erdnussbutter gewälzt. Das ist leider alles, was ihnen zu Iggy einfällt. Wenn man sich das berühmte Foto von Mick Rock anschaut, auf dem Iggy bei einem Konzert in Detroit über die Köpfe der Zuschauer hinwegmarschiert, dabei ein Hundehalsband, silberfarbene Handschuhe, aber kein T-Shirt trägt, dann ist klar, wie sehr ihn die Masse hasst. Sie findet ihn fürchterlich. Und da denke ich mir: Wenn dieses Bild schon mehr als tausend Worte sagt, wie aussagekräftig war dann erst die Performance? Und noch viel wichtiger: Kriege ich das auch so hin? Alle Proben, die ich mit der Band abhalte, zielen nur auf diese Momente ab, die extrem selten sind. Und man darf auch nicht ständig danach suchen, sonst endet man wie fucking Courtney Love.

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Könntest du dir ein weiteres Album mit Iggy vorstellen?

Ich habe ihn so verstanden, dass es sein letztes Album war. Er meinte, er werde hier und da noch kleinere Sachen machen, aber kein komplettes Album mehr – damit sei er fertig. Und ich verstehe ihn. Er ist 70 und hat sich gesagt: „Einmal zeig ich es denen noch!“

Etliche der Songs auf VILLAINS  handeln vom Älterwerden. Liegt das daran, dass du so viel Zeit mit Iggy verbracht hast? 

Ich habe mir schon immer Gedanken darüber gemacht, was ich für die gefährlichste Sache in diesem Geschäft halte: dass dein aktuelles Album immer dein bestes sein muss.

Das gelingt nur wenigen. Man kann entweder sagen: „Das schaffe ich sowieso nicht – also warum soll ich mir Mühe geben?“ Oder: „Ich setze alles daran, um mein Ziel zu erreichen.“ Und das tue ich!

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