Kaizers Orchestra


München, Atomic Cafe Sie singen norwegisch, und einer von ihnen trägt biswei- ten eine Gasmaske. Klingt nach guter Unterhaltung, oder? Ist es auch.

Regnet es eigentlich oft im norwegischen Bergen? Wahrscheinlich. So weit oben, direkt am Meer. Warum diese Frage von Belang sein könnte? Nun: Städte, in denen es häufig regnet, so die empirisch unbetegte Theorie eines Bekannten, bringen die interessantesten Bands hervor. Könnte was dran sein. Aber sagen wir es nicht zu laut, denn sonst bombardieren uns die Anwälte kalifornischer Musiker mit Unterlassungsklagen. Begeben wir uns lieber auf den Boden der nachprüfbaren Tatsachen. Eine davon lautet, dass Kaizers Orchestra eine unterhaltsame Band mit erstaunlichen Live-Qualitäten ist. Das ist zum einen das Verdienst von Jan Ove Ottesen, einem wunderbaren Sänger und geborenen Entertainer, der zwischen den Songs plötzlich mit dem Ernst eines Seminarleiters eine Fragerunde eröffnet {„Any questions?“] und das verdutzte Münchner Publikum damit ein wenig überfordert. Zum anderen ist es das Verdienst einer gut eingespielten Band, die mit Besessenheit und Spaß an die Arbeit geht: Gitarrist Geir Zahl trägt den manischen Gesichtsaudruck eines englischen Fußballfans, kurz bevor der Gegner einen Elfmeter einlocht, während sein Kotlege Terie Vinterste den Gitarrenhelden mimt.

Helge Risa wirkt an seinem Harmonium mitsamt Omas Tischlampe wie ein Kirchenmusiker, der gerade auf Bewährung draußen ist. Man will gar nicht wissen, was er angestellt hat. Dazu ein trommelndes Tier namens Rune Solheim und Bassist Jon Sjaen, der offenbar nur spricht, wenn seine Zigarette erloschen ist. Also selten, sehr selten. Natürlich hat die Show einen leichten Comedy-Einschlag, doch wenn die halbe Band zur Untermalung ihres herzhaften Folk-Rock-Polka-Gemischs mit Brecheisen inbrünstig auf Tonnen, alte Felgen und sonstigen Schrott eindrischt, lauert beinahe so etwas wie Gefahr. www.kaizers.no