„Kevin – Allein zu Haus“: Was wurde aus Macaulay Culkin? Wir haben ihn in Paris besucht


Wir haben Adam Green und Macaulay Culkin vor einigen Monaten in Culkins Wohnung in Paris getroffen. Der Anlass: Adam Green hat einen quietschbunten Film über tausendundeine Nacht gedreht, „Adam Green’s Aladdin“. Und darin spielt sein Buddy Culkin („Kevin – Allein zu Haus“) mit. Ein Gespräch über Freundschaft, ­Pizza und Porno. Champagner-Rausch inklusive.

Macaulay: Danke! Unsere Beziehung also zusam­mengefasst: I would fuck you, Adam, and totally have your kids! Aber jetzt stelle ich euch eine Frage! Und zwar… Was ist eine gute erste Frage?
Peter Kaaden: Wenn ich Frauen nackt fotografiere, frage ich gern: „Wie war das Verhältnis zu deinem Vater?“
Alter, du bist ja noch schlimmer als Barney ­Stinson!
Macaulay: Groooßartig! (Er schreibt das Gesagte mit großen Bewegungen und dicker Wachsmalkreide in sein kleines Notizbuch.)
Es ist ein offenes Geheimnis, dass das Arbeiten an einem Film die Crew näher zusammenbringt, während alle den Regisseur zu hassen beginnen. Welchen Einfluss hatte der gemeinsame Dreh auf eure Freundschaft?
Adam: Mit dem ganzen Hass muss man erst mal leben lernen! In der Mitte der Produktion dachte ich, „Aladdin“ wird als mein vom Schicksal verfluchter Film in die Geschichte eingehen. So viel lief schief. Aber zum Glück hatten Macaulay und ich schon 2011 bei meinem Gonzofilm „The Wrong Ferarri“ zusammengearbeitet. Wir wussten, was wir als Schauspieler und Regisseur aneinander hatten.
Im Gegensatz zu diesem iPhone-Film-One-Man-Projekt gab es aber doch diesmal ein richtiges Budget – allein schon durch das erfolgreiche Crowdfundig, oder?
Adam: „Aladdin“ ist auf jeden Fall keine One-Man-Show, sondern der Film einer kreativen Community, wobei die Leute letztlich für quasi gar kein Geld gearbeitet haben. Der Erlös aus dem Crowdfunding war schon vor dem ersten Drehtag aufgebraucht. Die Leute und viele meiner Freunde haben trotzdem mitgemacht, weil es ihnen darum ging, diese gemeinsame Pappmaschee-Vision der Aladin-Geschichte zu verwirklichen. So wurde aus dem Film ein großer Beweis der Existenz von Folk-Art – auch wenn das jetzt ganz schön „hippie“ klingen mag.

macaulay_culkin_peter_kaaden_1
Stand das Projekt an irgendeinem Punkt vor dem Scheitern?
Adam: Das Geheimnis, warum mir das alles nicht um die Ohren geflogen ist, liegt darin, dass meine Frau, Yasmin, die Produzentin war.
Macaulay: Es hat uns sehr geholfen, dass sie im wahren Leben für Google arbeitet. Sie ist ein echter Profi. Sie hat ganz selbstverständlich morgens Meetings anberaumt, die Arbeiten verteilt, Papierkram mit Gewerkschaften erledigt – es war beeindruckend.
War sie zu der Zeit damals nicht auch noch schwanger?
Macaulay: Sie war dabei auch noch schwanger, ganz genau!
Adam: Wir hatten tatsächlich große Sorge, dass das Baby total gestresst auf die Welt kommt, schließlich kannte es im Bauch kaum ein anderes Gefühl. Aber zum Glück ist es nicht so gekommen, unsere Tochter ist entspannt.
Andere Beteiligte klagten über die Hitze beim Dreh. War es wirklich so heiß?
Macaulay: Es war unfassbar heiß. Wir Schauspieler trugen ja auch noch diese schweren bemalten Kostüme. Zwischen den Takes bin ich immer an die Klimaanlage gegangen.
Adam: Dabei gab es dort eigentlich gar keine. Wir hatten dann so ein paar kleine, tragbare besorgt. Die konnten bei 6 000 Quadratmetern Fläche allerdings nicht viel ausrichten.
Macaulay: So, jetzt aber noch eine Frage an euch: Wie viele Punkte gebt ihr dem Interview bisher?
Peter: Ich kann immer nur das Fotoshooting beurteilen.
Macaulay: Das lasse ich nicht gelten! Von eins bis zehn?
Peter: Also dann sage ich neun.
Macaulay: Wow, wirklich? Das ist ja großartig!
Ist die Zehn das Beste oder Schlechteste?
Macaulay: Weiß nicht!
Ich schließe mich auf jeden Fall Peter an.
Macaulay: Ausgezeichnet!
macaulay_culkin_peter_kaaden_4Unter der Geschichte von Aladin können sich die meisten Menschen irgendwas vorstellen. Was ist euer Zugang zu dem Stoff?
Adam: Der Grundgedanke war, die Erzählung von Aladin durch die Augen des Hier und Jetzt zu betrachten. Bei der Prinzessin zum Beispiel hatte ich die Idee, dass sie in der heutigen Welt mehr wie eine der Kardashians wäre und Ferrari fährt. Daraus ergibt sich allerdings eine Prinzessin, in die man sich nicht so einfach verlieben mag. Und was wäre die Entsprechung der magischen Lampe? Genau, ein 3D-Drucker! Der wird dann im Lauf des Films verrückt und druckt das ganze Internet aus, also Tonnen von Mist. Und schnell stellt sich die Frage: Haben wir überhaupt genug Platz für all diese Dinge? Was passiert, wenn sich jeder Wunsch erfüllt, wir alles haben können? In meiner Vorstellung schauen sich zukünftige Generationen diesen Film an und fragen sich, was das soll – denn dann ist dieser Mythos der Wünsche erfüllenden Lampe durch Technik längst Wirklichkeit.
Macaulay: Wenn du alles Molekül für Molekül reproduzieren kannst, was hat dann noch einen Wert? Was wird aus dem Picasso, dessent­wegen du letztens ins Museum gegangen bist? Du kannst ihn selbst haben, jeder kann das. Das ist für mich das Spannende an der Geschichte.
Adam: Der Film nimmt das Ende der Einmaligkeit vorweg. Nichts ist mehr begrenzt, du kannst dich jederzeit neu einwählen, in welche Welt auch immer. Daher erinnert es optisch auch an ein Videospiel, die Kulissen und die Bilder sind alle bewusst pixelig gehalten. In der Erinnerung wird das ohnehin alles zusammenfließen: Realität und Videospielwelt. Es werden Generationen kommen, die Super Mario für eine historische Person halten, so was wie den Jesus von Nintendo.

Foto: Peter Kaaden / Musikexpress
Foto: Peter Kaaden / Musikexpress