King Crimson – The Essential King Crlmson —- Frame By Frame


Vier CDs (eine davon mit bisher unveröffentlichtem Live-Material) und ein fakten- und kommentargespicktes 64-Seiten-Booklet (Musik und Daten wurden gewissenhaft von Gitarrist/Bandleader Robert Fripp zusammengetragen) erzählen dem Neueinsteiger alles, was er über King Crimson -— erste und beste der progressiven .Art Rock‘-Bands Englands —- wissen muß, und lassen angegraute Oldtimer in seligen Erinnerungen schwelgen.

King Crimson wurden 1969 gegründet und existierten in neun Versionen mit gut 20 wechselnden Mitgliedern bis 1974, als Fripp die Gruppe ,für immer und ewig“ auflöste. 1981 wurde dieser Schwur gebrochen, und bis 1984 (als das Ende zum zweiten Mal kam) waren King Crimson ein stabiles Quartett aus Fripp, Adrian Belew, Tony Levin und Bill Bruford. Diese zehnte Inkarnation war glatter als die Vorgänger, eher eine Song-Band, die sich aber trotzdem von Weltmusik, Minimalismus und Beiews Erfahrungen mit den Talking Heads beeinflussen ließ.

Die alten Besetzungen hatten dagegen mehr Ecken und Kanten, waren rätselhafter und deshalb vielleicht interessanter. In den 70ern versuchten King Crimson, das Spektrum der Rockmusik zu erweitern, mischten sie mit Free-Jazz- und Klassik-Elementen — mitunter so reichlich, daß das Ergebnis etwas

flügellahm war. Live spielten sie hart, erreichten hin und wieder fast Wagnersche Schwere und begaben sich häufig auf riskantes improvisatorisches Terrain. Wenn man Gründungsmitglied lan McDonald (sax, fl, keyb) hört, wie er sich auf »Bearings“ (1969) das Herz aus dem Leib spielt, wundert man sich, wie er sieben Jahre später eine so durchschnittliche Band wie Foreigner ins Leben rufen konnte.

Die größtenteils ausgezeichneten spielerischen Leistungen werden leider getrübt durch die unerträglich prätentiösen Texte des zum ,Dichter“ mutierten Roadies Pete Sinfield, doch dieses Manko ist für deutsche Hörer wohl nicht so gravierend. King Crimson und ihre Freunde — darunter die Jazz-Überläufer Keith Tippett und Mark Charig — spielten eine Menge mutiger Musik und besaßen einen Forschergeist, der heutzutage in der Rockmusik Mangelware ist.