Knockin on heaven’s door


Lieben Sie Brahms? Jenes molltriefende Requiem, das den Gang in die ewigen Jagdgründe zum Trauerspiel macht? Falls nicht, können wir zehn andere Kompositionen für den stilgerechten Abgang empfehlen.

Joe Cocker You can Leave Your Hat On

Der ideale Song für alle, die es schon zu Lebzeiten mit der Kleiderordnung nicht ganz so genau nahmen. Dafür herrscht am offenen Grab eine legere Atmosphäre, die selbst überzeugte Baseballkappen- und Jogginghosenträger nicht aus der Trauergemeinde ausschließt. Denn wie meinte schon Kurt Cobain: „Come As You Are“.

The Beatles Babys In Black

Wers gern würdevoller hat, ist mit dem wunderbaren „Last Waltz“ der Fab Four bestens beraten. Da steht also die werte Trauergemeinde in edlem, dunklen Zwirn – und fängt leider spätestens nach dem zweiten Takt an zu schunkeln. Oder steht ihr der Sinn doch eher nach einer bedeutungsschwangeren Ansprache?

Velvet Underground Im Beginning To See The Light Ja, liebe Freunde des Okkulten, liebe X-Files-Junkies: Das ist euer Song! Und wer mit derlei Mysterien wenig am Hut hat aber dennoch nicht auf dieses Stück verzichten will, werfe noch zu Lebzeiten einen Blick ins Poesiealbum der kleinen Schwester: „Immer wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.“

Jimi Hendrix Experience I Don t Live Today

Richtig, eine Wahl, die von ausgeprägtem Realitätssinn zeugt – und die dennoch ein Hintertürchen offen läßt. Denn wie singt Jimi so kryptisch: „Will I live tomorrow? Well, I just can’t say.“ Aber darüber könnt ihr euch ja beizeiten selbst mit ihm unterhalten. Und nicht vergessen: schöne Grüße von uns allen.

Elo Don’t Bring Me Down

Eine Wahl, die von ausgeprägter Ignoranz zeugt – oder wozu, glaubt ihr, sind die Seile links und rechts der Kiste wohl gedacht? Also findet euch besser damit ab und irritiert die Nachwelt nicht unnötig mit Jeff Lynne. Oder entscheidet euch rechtzeitig für eine Feuerbestattung.

Aber bitte ohne Smokies „Greatest Hits“.

Huey Lewis And The News The Heat Is On … und plötzlich fühlt ihr euch wie beim Topfschlagen an eurem fünften Geburtstag: „Kalt, kalt, wärmer, warm, heiß.“ Wer Huey Lewis nicht mal tot ertragen kann, darf dem Anlaß entsprechend – auf Deep Purples „Burn“ oder Arthur Browns „Fire“ zurückgreifen. Merke: Nur Hardcore-Kiffer wählen den Soundtrack zu „Viel Rauch um nichts“.

The Move I Can Hear The Grass Grow

Hobbybotaniker und Freunde würziger Rauchwaren liegen in der ersten Reihe, wenn Mutter Natur sattes Grün aus brauner Erde schiebt. Ein putziger Song, der sowohl Hörgeräteakustiker als auch fanatische Kleingärtner und überzeugte Grünwähler standesgemäß einen Stock tiefer bettet.

Elvis Presley Return To Sender

Wiedersehen macht Freude: Kaum ist man im Schattenreich angekommen, hat man endlich die Gelegenheit, seine direkten Vorfahren mal persönlich kennenzulernen. Und während Elvis den passenden Soundtrack liefert, ist sogar ein „Meet & Greet“ mit dem alten Mann aus Memphis denkbar, der gütig von seiner Wolke grinst.

Chris de Burgh Dont Pay The Ferryman

Zeitlebens jeden Teebeutel zweimal aufgebrüht und testamentarisch eine Low-Budget-Bestattung festgelegt. Ein Sarg aus Kartonage, dazu ein irischer Zwerg aus dem Transistorradio. Wer es derart spartanisch liebt, nimmt Chris de Burgh gern beim Wort. Und spukt von Stund‘ an als ewiger Zombie an den Gestaden des Totenflusses.

Fred Strittmatter Wer hat an der Uhr gedreht?

„Ist für heute wirklich Schluß? Sieht wohl ganz danach aus. Da heißt es, die Hoffnung nicht aufgeben und auf fernöstliche Mystik oder eine amerikanische Cartoonfigur vertrauen. Dennoch, der ultimative Song für Optimisten, Inder und Versicherungsvertreter: „Heute ist nicht alle Tage, ich komm‘ wieder, keine Frage.“