Macy Gray


FAST KONNTE MAN ETWAS Mitleid mit Macy Gray haben. Da mühte sie sich ab, tat alles, um den Partyfunken überspringen zu lassen. Bot eine groovende, pulsierende Show mit einer tighten Band und sämtlicher stimmlichen Power, derer sie mächtig ist. Und trotzdem schaffte es das Hamburger Publikum irgendwie, ihr nicht auf den Leim zu gehen. Das hat sie nicht verdient und wohl auch so nicht erwartet. Immerhin reißt man sich – nach anfänglichem Zögern – mittlerweile auch hierzuland um die Tickets für Konzerte der Frau mit der Donald Duck-Stimme Auch die Große Freiheit war ausverkauft. Dass das im kühlen Norden jedoch nicht gleich auf programmierte Hochstimmung schließen lässt, wurde schnell klar: Das hippe Szenepublikum sah erstklassig aus in seinen schönen Fummeln, da verbietet sich freilich zu viel Euphorie – die Schminke verläuft und die Klamotte verschwitzt. Also kam man trotz unermüdlicher Aufmunterungsversuche seitens der sympathisch extrovertierten Künstlerin über eine heitere Stimmung nicht hinaus. Dabei hätte die herausragende Macy im roten Lurex-Dress nicht nur wegen ihres Aufzuges Jubelstürme verdient. Während des75minütigen Gigs gab sie alles, um ihre allzu gesitteten Zuhörer anzuheizen, fauchte, schnurrte, säuselte, krächzte und sang sich blechern die Seele aus dem Leib. Das Programm mit Songs von ihrem Debütalbum peppte sie durch einige eigenwillige Covers auf. „With A Little Help From My Friends“ und „Que Sera“ klangen niemals schwärzer als hier. Zur Zugabe „I Try“ versuchte sich der singende Duracell-Hase Gray schließlich gar als Illusionist und jagte mit überdimensionierter Sonnenbrille zu neuem Outfit ein paar Gäste ins Bockshorn: Hey, ist das nicht Lenny Kravitz? An diesem Gag mag’s nicht gelegen haben, doch beim Singlehit kam dann doch endlich Bewegung in die Hanseaten – leider zu spät. Jetzt freute sich Macy, doch dann war leider auch schon alles vorbei.