Macy Gray


OB DU AUF DER BÜHNE EINER PERSÖNLICHKEIT BEGEGNEST, HANGT NICHT allein von ihrer Stimme ab. Obwohl gerade die bei Macy Gray für enormes Aufsehen sorgt. An diesem Abend wird eines klar: da sind keine technischen Spielerein im Spiel. Wer Macys einzigartig kratzige Stimme einmal gehört hat, dervergisst sie nicht mehr. Macy Gray ist eine Diva im positiven Sinn. Man fühlt die Größe, die Verletzlichkeit aber auch die lustvolle Exzentrik des Menschen, der da sein Inneres dem Publikum offenbart. Mal ist sie eine verlockende „Sexomatic“, die zum großartigen 70er Funk ihrer elfköpfigen Band über die Bühne fegt. Dann verschießen ihre feuerroten Wuschellocken kleine Blitze im Licht der Scheinwerfer und aus ihren Augen sprüht ein ungemein anziehender Schalk. Im nächsten Moment möchte man ihr am liebsten zur Seite springen. Hilflos und verloren steht sie dann in ihrem Große-Mädchen-Chick vordem übergroßen Mikrofon und trägt die Trauer über eine unerreichte Liebe ins gebannte Publikum. Diese gebrochene, warme Stimme, sie ist nicht das Ergebnis von Nikotin und Nachtlust. Sie ist ein Geschenk, das Macy Gray über uns stäubt wie einen Traum aus dem Vaudeville der Billie Holiday. Circenhaft flüstert sie in den Ohren und rieselt erregend auf die gesträubten Haare. Kaum zu glauben, dass Macy einmal drauf und dran war, gar nicht mehr zu singen.Jn meiner Heimatstadt durfte ich nicht einmal ins Schulorchester. Meine Mitschüler sagten, meine Stimme klinge wie die einer Zeichentrickfigur.“ Wenn Macy in „Murder Was the Case“zu dem mitreißenden Latingroove ihrer Percussionistin Melena Valdes ein amüsantes Mordkomplott präsentiert, dann seien alle Kritiker gewarnt: Diese Frau würde selbst Miss Marple hinters Licht führen. Und Macys mitreißende Bläsersection würde ihr den Marsch blasen. Stilvolles Singer/Songwritertum und frischer Funk-HipHop – Macy Gray vereint sie scheinbar mühelos. Groß.