Marx ist tot, es lebe Marxman! Mit dem Album-Debüt 33 REVOLUTIONS PER MINUTE huldigen zwei Iren den wahren Ideen des Sozialismus — und das in einem Rap-Format, das seinesgleichen sucht. „Marx hat seinerzeit alles in Frage gestellt. Hier setzen auch Marxman an, und zwar musikalisch wie politisch“, definieren Marxman aus Dublin/Bristol ihren Ansatz dialektischer Ästhetik. Von sozialistischer Partei-Doktrin wollen sie aber nichts wissen, ihr Ansatz ist eher globalkritisch: “ Um uns herum sehen wir jede Menge Krisen. Die behandeln wir in unseren Texten.“ Auf Song „Sad TONSPION

Affair“ geht es z.B. um den Krieg in Nordirland — seit über 20 Jahren ein alltäglicher Horror für die vier Millionen Menschen auf der grünen Insel.

„Die großen Radiostaüonen haben sich geweigert, den Song zu spielen. Ulster lag wohl ein wenig zu nahe vor der eigenen Haustür“, sinniert Marxmann Kl. MC Hollis. dessen Rap so nahe am Gesang liegt und beste Erinnerungen an jüngste Entwicklungen der Stereo MCs aufkommen laßt, kam schon als Teenager nach Bristol, wo er sich mit seinem Partner Phrase in der Rapszene tummelte. DJ Kl versorgt indes die musikalische Seite der Marxman, punktuell unterstützt von Hollis altem Jugendfreund aus irischen Tagen, Oisin. Die Musik bewegt sich irgendwo zwischen harten HipHop-Beats, relaxten Melodien a la Massive Attack und Sample-Sprengseln irischer Folkinstrumente wie Hornpipe, Tin Whistle, Banjo und Bodhran. So lud man sich nicht nur Oisins Vater Donal Lunny und seinen Kollegen Davy Spillane von der irischen Folk-Legende Moving Hearts ins Studio, sondern konnte auch Sinead O Connor zu einigen Gesangspassagen auf „Ship Ahoi“ gewinnen. Jede neue Band braucht ihre Nische, könnte man den Marxman mit ihrer Debüt-LP leicht vorwerfen und einen Hintergedanken an die amerikanischen Kleeblatt-Rapper House Of Pain verschwenden. „Tu es nicht“, warnen die Vier. „Wer mit einer irischen Identität handelt, nur um mehr Platten zu verkaufen, der wird genauso schnell verschwinden, wir er aufgetaucht ist.“