ME/Sounds


Ausrangiert und abgeschoben — die ME/Sounds-Redaktion ist um eine bittere Erfahrung reicher: Während die Musiker das Heft in die Hand nahmen, wurden die Redakteure erbarmungslos kaltgestellt. Die Langzeitschäden der vierwöchigen Abschiebehaft (Foto r.) sind noch nicht absehbar. Rechtzeitig abgesetzt: ME/S-Redakteur Andreas Kraatz muß das Unlieil geahnt haben. Er verließ den Ort des Grauens und bringt sich heute in Hinterindiett (Foto u.j metaphysisch (oder so ähnlich) auf Vordermann.

9 Auch für einen weiteren Kollegen entpuppte sich ME/Sounds als Sprungbrett: Manfred Gillig ließ uns im Stich, um als Chefredakteur der Konkurrenz „Zounds“ zu dienen. Leider war, wie der Rockpoet sagt, Jhis town not big enough for both of us „. ME/Sounds-Milarbeiier können aber auch steile Karriere machen: Gestern war Michael Reinboth noch Dancefloor-Schreiber, heute darf er sich stolz „Minister für Musik und Niohtlije“ nennen.

Viel Feind, viel Ehr. Eine ganz besondere Ehre ist die Meinung, die Europas bester Schlagergitarrist Dieter Bohlen von unserem Blatt hat:

„Diese Typen von ME/Sounds wissen ja noch nicht einmal, wie man eine Gitarre richtig hält.“ Eines aber wissen wir: Wo wir ins Fetlnäpfchen treten und wo nicht. Gibt’s eine Meldung über Tina Turner, gehen die Wamlämpchen an. Bei unflätigen Kommentaren nämlich hängt Turner-Freund Erwin Bach an der Muschel. Und macht uns zur Schnecke.

ME/S-Fee Annemarie macht jeden zur Schnecke, der ihr Hygiene-Diktat mißachtet: Bei der jährlichen ME/ S-Party gab’s nicht mal für Campino (r.) eine Extrawurst. Im Kreuzfeuer stehen die Plattenkritiker. Klaus Lage z. B. machte den Fehler, sich LPs aufgrund von ME/S-Kritiken zu kaufen: „Da wird man dauernd verarscht — die empfehlen nur Platten, die kein Schwanz kennt.“

Guter Rat kommt auch von Grönemeyen „Bevor sich ME/Sounds auf junge Bands einläßt, müssen die sich nackt auf der Elbe ausziehen oder dreimal um den Bremer Bahnhof rennen.“

Ein Grönemeyer-lnterview war der Anlaß, daß Fritz Raugargarstio grollte. Ein Geschenk zum 60. Geburtstag ließ die Narben wieder heilen: Für ME/Sounds malte Sebastian Krüger den alten Fritz mit seinem besten Freund.

9 Mit seinen Stones-Bildern sorgte ME/S-Illustrator Krüger für Furore: Keith Richards besitzt inzwischen diverse „Krügers“, Ron Wood lädt ihn gar zum gemeinsamen Pinseln ein.

Wir bringen nicht nur Menschen zusammen, wir wissen auch, wann sie sich trennen. In Heß i/go prophezeite Hellseherin Elisabeth Kroll-Hermkes den Ehe-Crash von Lenny Kravitz und Lisa Bonet „innerhalb von zwei Jahren“. Zwei Monate später schmiß Lisa Lenny aus der Wohnung.

Alles kann man aber auch nicht wissen. So gingen wir der Pop-Hoffnung Rainbirds auf den Leim. Wir bejubelten das Debüt-Album und drückten mehr als nur die Daumen. Später wurde bekannt, wer die meisten Noten im Studio eingespielt hatte: die Miet-Cracks Curt Cress, Ken Taylor und Peter Weihe.

Original und Fälschung. Böse Worte über Spandau Ballet brachten uns böse Leserbriefe: Wir seien wohl neidisch, weil wir nicht so hübsch seien wie Popstars. Eine kleine Fotosession (r.) — und die dumme Unterstelluno war vom Tisch!

¿ So sollte es aussehen, dos erste Heft vor zehn Jahren. Doch der Titelentwurf eines Teen-Blatt-Profis wanderte in den Papierkorb: Sooo .jung‘ hatten wir uns unser Publikum nun doch nicht vorgestellt.

¿ Zehn Jahre später wissen wir, was »zeilgruppengerechtes Blattmachen‘ heißt. Für viel Geld fand ein demoskopisches Institut den definitiven leser. Er allein ist nun bei Redaktions-Entscheidungen das Maß oller Dinge: UN-SEI LESE» IN PASSAU.

¿ Für Thomas Anders war das Maß voll, als wir ihn .höhensonnenge‘ gerbte Sangesschwuchtel“ nannten. Er klagte. Und gewann. 20 Mille. Um so leichter fiel Ihm die anschließende Versöhnung mit ME/S-Schmierfink Martin Brem (0.).

¿ Generell können wir von Kontakten mit der Redaktion nur abraten. Neun Monate lang war Harald Juhnke trocken, doch nur vier Stunden nach dem .Blind Data‘ (6/89) fiel er in ein tiefes Whlsk«y-Fo8. Und brach prompt die Tour ab.

¿ Von Aufsteigern gehaßt, von Heinz Rudolf Kunze geschätzt – ME/Sounds hall immer die deutsche Hackordnung ein: .Was soll ich mich beklagen — die Zeitschrift hat mich doch zum viertbeliebfesten deutschen Sänger gemocht‘ ¿ Eigenlob stinkt, und auch diese Saite riecht schon ein wenig streng. Deshalb hat Tote Hose Campino das Schlußwort: .Deutschlands führende Musikzellschrift? Ganz klar: die BRAVO.‘