Nektar


Nektar war im September mit Frank Zappa's neuen Mothers of Invention auf grosser Europatournee. Als si danach jedoch von sehr vielen Zeitungen schlechte Kritiken ernteten, machte uns das stutzig. Da konnte doch was nicht stimmen! Nektar, bekannt als eine fantastische Rock-Band, klingen auf ihren bisher 4 LP's so garnicht nach Verrissen. Also, was war geschehen? ME sprach mit Bassist Derek 'Mo' Moore über die Tournee und ihre Hintergründe.

ME: Mo, wie war das mit der Tournee?

Mo: Ich möchte Frank wirklich nicht schlecht machen, aber doch unbedingt zu diesem Thema Stellung nehmen. Kurz gesagt: Die ganze Tournee war 200% Zappa minus 200% Nektar, das heisst, alles was uns überhaupt abfucken konnte, geschah! Wir haben in der ganzen Zeit (1 Monat) nur 2 oder 3 mal mit Light-Show gespielt. Nur in der ersten Nacht spielten wir auf eigener Anlage, danach war angeblich auf der Bühne kein Platz mehr für sie. Später mussten wir Zappa’s Anlage benützen, die oft verzerrte und teilweise schwamm. Ob das Absicht war, weiss ich nicht! Ich weiss nur, dass wir an diesem ersten Abend genausogut ankamen wie Frank und erst später die schlechten Kritiken folgten. Dazu kommt, dass wir meistens nur eine dreiviertel Stunde spielen durften, oft sogar nur eine halbe. Manchmal genehmigte er uns eine Stunde, wir stellten uns darauf ein und mitten im Stück hiess es plötzlich, dass wir doch noch eine halbe Stunde länger auftreten durften. In Bologna drohten sie uns: „Wenn Ihr in 5 Minuten nicht aufhört, ziehen wir Euch den Stecker ‚raus!“ Immer teilte uns Zappa’s Manager Herb Cohen Franks ‚Wünsche‘ mit. In Italien waren wir z.B. überhaupt nicht angekündigt und als wir die Bühne betraten, empfing uns ein Pfeifkonzert, weil alle Zappa, aber nicht uns erwarteten. Einmal wollten wir das PA-System aufbauen. Cohen kam und rechnete sich die Sitzplätze aus, die wir dafür gebraucht hätten. Er meinte, es wäre zuviel bares Geld, das ihnen da verlorengeht, und sie könnten nicht darauf verzichten. So kam es, dass ab und zu unser Soundmixer hinter (!!!) der Bühne sass und natürlich fast nichts hörte. Zum Gig in Freiburg kam die ganze Zappa-Truppe mit Musikern und Roadies mit dem Flugzeug, während wir in unserem Bus die ganzen 1900 km vom letzten Auftritt zurücklegten. Abends waren wir natürlich ziemlich geschafft! Übrigens gab es bei fast jedem Auftritt Schwierigkeiten mit dem Strom und Zappa selbst hatte nur ein einziges Mal eine gute Bühnenbeleuchtung. Das dürfte mit einer 22-Mann-Crew an sich nicht passieren. Wir haben uns bisher bei allen Gigs bemüht, einen sauberen Klang zu bringen. Jedoch auf dieser Tour hatten wir keinen einzigen Sound-Check. Zappa brauchte den ganzen Nachmittag dazu, und als er damit fertig war, drückten schon die ersten Fans die Türen ein. Die Leute, die sonst immer hinter uns stehen, waren aus obengenannten Gründen natürlich etwas enttäuscht von uns, und das ist das schlimmste an der ganzen Sache.

ME: Wie kam Frank überhaupt auf Euch?

Mo: Wir trafen Herb Cohen auf der MIDEM in Cannes und er war begeistert von unserer ‚Tab in the Ocean‘-LP. Er fragte, wo er uns einmal live sehen könne und viele Wochen später flog er extra aus den Staaten ‚rüber, um uns in Stuttgart zu hören. Wir sprachen über die ganzen Dinge und er bot uns an, unsere LP’s in Amerika auf Zappa’s Label zu vertreiben. Kurz darauf folgte das Angebot für die Europa-Tour. Wir hatten uns damals eine echte Zusammenarbeit vorgestellt, aber nicht so etwas!

ME: Es heisst, Ihr würdet in Kürze eine USA-Tournee zur Einführung Eurer LP drüben durchziehen!

Mo: So gut wie sicher werden wir sie ablehnen! Nach dieser Tour jetzt haben wir absolut keine Lust, sowas nochmal durchmachen und mit Leuten zusammenarbeiten, die ausschliesslich auf’s Geld schauen. Um keinen Preis der Welt gehen wir diesen Weg noch einmal. Eventuell würden wir doch zusagen, wenn wir mit einer anderen Band reisen könnten. Aber ganz sicher nicht mehr mit Zappa!

ME: Bleibt uns nur noch, auf die neue Nektar-LP hinzuweisen. ‚Remember the Future‘ zeigt am besten, dass die schlechten Tournee-Kritiken irgendwie fehl am Platze waren.