Nick Kamen


Die Jeans sind längst verwaschen, die Levis-Commercials ein wunder Punkt, an den er nicht erinnert werden möchte. Kamen, vor Jahren als "der Jeansboy aus der Reklame" abgestempelt, hat sich von seinem allseits belächelten Vorsatz, ein "ernsthafter Musiker" zu werden, nicht abbringen lassen. Auch wenn er mit seinem jüngsten Hit "I Promised Myself" eher in seichten Gewässern segelt: Seine Kommentare zur Pop-Konkurrenz lassen erahnen, daß er sich eigentlich erst auf offener See wohlfühlen würde ...

Dave Edmunds: „Closer To The Flame“

„Muß ein Mann aus dem Dunstkreis des Soul-Labels Stax in Memphis sein. Nur die Stimme irritiert mich ein wenig. Dave Edmunds? Himmel, daß ich nicht gleich drauf gekommen bin! Ich bewundere ihn seit Ewigkeiten. In diesem Song allerdings klingt seine Stimme völlig deplaziert. Sie hat normalerweise im Mix wesentlich mehr Gewicht als hier.“

Iggy Pop: „Livin‘ On The Edge Of The Night“

„Mal kommt’s mir vor wie David Bowie, dann wieder wie Iggy Pop. Okay, ich tippe jetzt einfach auf Iggy. Gewonnen? Iggy ist für mich der Typ des Tigers im Großstadtdschungel. Ein Killer, ebenso wie dieser Song. Einzige Einschränkung: In einigen Passagen singt er mir zu nölig, zu weinerlich. Dieses Terrain sollte er lieber einem Lloyd Cole überlassen.“

Def Jet: „God Made Me Funky“

„Die Jungs sind nicht auf den Kopf gefallen: Sie prügeln dir ihren Rap-Funk nicht gnadenlos in die Birne, sondern lassen sich Zeit, legen kurze Pausen ein und geben dem Hörer die Chance, sich auf ihren Groove einzuswingen. Außerdem sind hier wirkliche Instrumente am Start und nicht ein Bombardement aus Computer-Drums. Erinnert mich bisweilen an Grandmaster Flash oder George Clinton.“

J J Cale: „No Time“

„Nicht übel, hört sich verdammt nach Musik aus Australien an, so locker, relaxed, als sei’s die schönste Nebensache der Welt. Das Feeling, das hier rüberkommt, animiert einen geradezu, sofort alles fallenzulassen und sich auf die faule Haut zu legen.“

Edie Brickell: „A Hard Rain’s Gonna Fall“

„Ich liebe das Original von Dylan, ich liebe auch das Debüt-Album von Edie Brickell. Doch an diesem Cover hat sie sich offensichtlich verhoben. Natürlich bieten sich Dylans Klassiker zum Covern geradezu an, auch ich habe mich mit ‚The Man In Me‘ an ihm versucht. Trotzdem: Im Vergleich zu Bryan Ferrys genialer Interpretation ist diese Version eher mißlungen.“

Oh Well: „Radar Love“

„Das Original stammt von Golden Earring. Was diese, mir gänzlich unbekannte Gruppe, daraus gemacht hat, grenzt schon an Leichenfledderei. Derlei verun-sampelte Effekthascherei wird mittlerweile wirklich zum Ärgernis.“

Lenny Kravitz: „Let Love Rule“

„Lenny Kravitz ist echt eine Granate – für mich der Elvis Presley der Zukunft. Selten hat heutzutage jemand soviel Soul in einen Song gesteckt. Man spürt bei jedem Ton: Der Mann steht zu seinen Gefühlen. Auch wenn viele ihn eher im Fahrwasser von Prince schwimmen sehen: Für mich drängt sich eher der Vergleich mit John Lennon auf.“

Paula Abdul: „Opposites Attract“

„Hatte sie sich besser verkneifen sollen, denn ihr Mega-Hit ‚Straight Up‘ ist nach wie vor der Maßstab, dem die anderen Songs vom Album nicht das Wasser reichen können. Typisch amerikanischer Sound, der mir persönlich einfach zu clean ist. Vom Material her paßt das hier eher zu Janet Jackson.“

Peter Petrel: „In Hamburg ist noch Licht an“

„Wird garantiert die Nummer eins der ersten wiedervereinten Hitparaden Gesamt-Deutschlands. Das groovt so brutal, daß selbst die letzten Mauern bröckeln werden.“