Psychedelic Furs, Hamburg, Knopfs Music Hall


Wer nach dem Abhören des jüngsten Psychedclic Furs-Albums MIDNIGHT TO MIDNIGHT zur Ansicht gelangte, daß die Kreuzung von Hawkwind und Ultravox vielleicht doch nicht das Gelbe vom Ei sei, konnte sieh in concen mit den Fürs versöhnen: Auf einmal traten nämlich die Elemente von Chris Kimseys allzu gefällig glatter Produktion in den Hintergrund.

Ohne große Wannlaufphase schnellten Richard Butler und seine sechs Companeros (die komplette MIDNIGHT-Mannschaft) auf gewohntes Hitze-Level, sagten die Gitarren von John Ashton und Marty Williamson und röhrte das Saxophon Mars Williams‘ ganz „ungeschönt“, daß man befreit aufatmen konnte. Black war auf der Bühne natürlich the Colour. doch das mild dämonische Äußere der Fürs stand in seltsamem Gegensatz zu Richard Butlers Frontshow, der lässig den Conferencier raushängen ließ, fröhlich und gutgelaunt die Rampeabschritt.den Zeigefinger erhob und die Texte im Plauderton unters Volk brachte.

Seine Leute konzentrierten sich derweil aufs Spielen, was dank des hyperdurchsichtigen Live-Sounds ein reines Hörvergnügen wurde: Der Mann am Mixer machte einen Riesenjob.

So boten dann die Klangflächen Ashtons und Wilhamsons reichlich Highlights — die Kunst des Feedbacks in Perfektion. Die neuen Songs wie „Heartbreak Beat“, „Shadow In My Heart“ oder auch“.Midnight To Midnighf explodierten förmlich in dieser befreiten Luft; man merkte, daß es wirklich noch die Fürs waren und nicht eine x-beliebige britische Depresso-Combo. die diese Songs geschrieben hatte. Von Düsternis ohnehin keine Spur, denn Vortänzer Butler fand über die ganze Distanz stets die goldene Mitte aus Lächeln, Sex und Herumtollen, die eine gänzlich unaggressive Atmosphäre verbreitete; und schiene der Begriff nicht ein wenig daneben, könnte man den Fürs so etwas wie Spielfreude attestieren. Dazu trug auch die freundliche Lightshow bei. die grelle schwarz/weiß-Effekte auf ein Minimum beschränkte und das düstere Erscheinungsbild der Akteuremit satten Farbspots effektvoll kontrastierte.

Das alles lief jedoch ohne erkennbare Dramaturgie ab. so daß der Schlußpunkt nach 70 Minuten willkürlich erschien — sie hätten theoretisch stundenlang weiterspielen können. Oder eben einfach aufhören, denn die Zugaben wirkten wie eine Jukebox, in die jemand eben ein weiteres Geldstück geworfen hatte. Ein bequemer, geruhsamer Trip, den die Psychedelic Fürs vorführten, gekonnte Routine, nicht unsympathisch, aber vielleicht ein wenig zu freundlich, zu „musikalisch“. Nach zehn Jahren im Business, als immer noch intakte Überlebende der britischen New Wave, stehen die Fürs mit ihrer Entwicklung, frei von Peinlichkeiten und Anbiederungen, ziemlich einzig da. Und das ist ja auch was.