Agriculture

THE SPIRITUAL SOUND

Flenser (VÖ: 3.10.)

Schluss mit Trübsal: Black Metal, der sich anfühlt wie eine ozeanische Sommerliebe.

Wenn die Musik, die man liebt, nicht einfach nur toll, sondern in vielerlei Hinsicht auch reichlich bescheuert ist, muss man sie wohl neu erfinden. Agriculture aus Los Angeles nehmen auf ihrem zweiten Album alles, was an Black Metal schlimm und scheiße war und ist (Zerquältheit, Misogynie, Provokation mit Faschodreck), streichen es durch – und zelebrieren, was bleibt.

Das nennt man dann gerne Post-Black-Metal. Die Band spricht von „ecstatic black metal“, und das mit Fug und Recht: Blastbeats, hohes Geschrei und – anders als sonst im Genre – wunderschöne Gitarrenmelodien und -flächen, die einem immer wieder Glückstränchen in die Augen treiben.

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Das ist alles nicht komplett neu: Die hohe Hackfrequenz kennt man von Wiegedood, die Euphorie von Deafheaven, das Insistieren auf der Schönheit von Queerness von Liturgy. Die Konsequenz und Verspieltheit aber, mit der hier zum Beispiel in repetitiv-melodiösen Krachwalzen wie „My Garden“, dem punkigen Micah (5.15am)“ und dem Midtempo-Malstrom „Bodhidharma“ Black Metal von seinen toxischen Unterströmen befreit und zu einem ekstatischen Noisefest ummodelliert wird, ergibt schon eine sehr eigensinnige, überfließende Musik.

Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 11/2025.