Alice Cooper :: Horror! Horror! Udo Jürgens!

Ungefähr 1973 war Alice Cooper das größte Ding, das die „Popszene“ für Leute unter 10 zu bieten hatte: laut, brutal, grell, gefährlich, böse und ebenso hinterhältig wie-sinnig. Mama und Papa bekamen Schreikrämpfe, die Teeniepresse druckte Kommentare von Lehrern, Pfarrern, Psychologen, und die Feuilletons arbeiteten sich ab: War das nun primitiv, intelligent, dauerbesoffene Rüpelei, fein durchdachtes Sozialtheater mit kritischem Anspruch? Es war jedenfalls das große Ding, und in der monströsen, für damalige Verhältnisse mit unglaublichem Aufwand betriebenen Show (die logistisch heute kaum an eine Volksmusikgala herankäme) schlug sich die ganze Widersprüchlichkeit nicht nur der „modernen Welt“, sondern vor allem der Hauptperson nieder: Vincent Dämon Furnier, privat nuran Fernsehen und Bier interessiert, tobte auf der Bühne alles aus, was im US-Unterbewußtsein dahindämmerte – inszenierte Schlägereien mit seinen Musikern, massakrierte Schaufensterpuppen, Flirts mit einer lebenden Schlange, er kippte Mülltonnen aus, fuchtelte mit einer Streitaxt herum, starb diverse Tode (elektrischer Stuhl und Galgen resp. Guillotine) und erstand inmitten von Luftballons und Seifenblasen wieder auf, um seine Wahl zum US-Präsidenten zu fordern. Himmelarsch! Bravo-Photograph Heilemann hat das Spektakel und die Begleitumstände festgehalten – in wenigen, dafür um so aufschluß- reicheren Bildern, an denen vor allem frappiert, wie improvisiert und putzig zusammengeschustert das alles heute wirkt – und freilich um so charmanter und verwegener. Der Tatsache, daß Heilemann nicht nur vor der Bühne, sondern auch abseits dabei war, verdanken wir zudem wunderbare Schnappschüsse von einer wüsten Party mit dem ziemlich derangierten Cooper-Kumpel Salvador Dali und manch andere hübsche Szene, etwa die historische Begegnung von Alice Cooper und Udo Jürgens 1975 in Bremen. Die Textchen dazu sind indes ein bißchen wenig (zumal sie zwecks weltweiter Verkäuf-Uchkeit auch noch ins Englische übersetzt werden mußten) und „literarisch“ höchst dürftig. Schade – die Chance, Alice Cooper und seine (große) Zeit in Wort und Bi)d umfassend, analytisch und atmosphärisch darzustellen, ist damit leider zu einem großen Teil vergeben.

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