Arca

Arca

XL/Beggars/Indigo

Post-Genre: Arca erforscht auf seinem dritten Album, durch das sich leit­motivisch die Themen Sex, Körper und Haut ziehen, mit melancholischer Opernhaftigkeit die eigene Stimme.

„Arca“ ist ein altes spanisches Wort für „Kiste“, ein leeres Behältnis also, das erst durch den Inhalt, mit dem man es befüllt, eine Bedeutung erhält. So jedenfalls erklärt Alejandro Ghersi sein Künstleralias, das 2012 erstmals auftauchte, mit Kanye West, Björk und FKA Twigs kollaborierte und seitdem die elektronische Avantgarde in Atem hält. Auch als Solokünstler: Nach dem glitchig-düsteren XEN (2014) und dem hypnotisch-entrückten MUTANT (2015) erforscht der 26-Jährige mit seinem dritten Album ARCA nun die eigene Stimme.

In seiner Muttersprache Spanisch, die für den Exil-Venezolaner gleichsam Identität und schmerzhafte Andersartigkeit symbolisiert, besingt er über dekonstruierten Soundscapes mit opernhafter Schönheit Liebe, Tod und Schmerz. Die morbide Inspiration fand er auf einem Londoner Friedhof, der als Schwulentreffpunkt dient.

Sex, Körper und Haut ziehen sich leitmotivisch durch das Album: Ob sie wie bei einer Schlange abgestreift („Saunter“), im sexuellen Akt willentlich verstümmelt („Piel“), aufgeschlitzt, penetriert oder zum Zerbersten gebracht werden („Desafío“). Obwohl sich Arca mit seinem stellenweise ehrlich unperfekten Gesang verletzlicher denn je zeigt, bleibt er schattenhaft und unnahbar. „Arca“ wird zur perfekten Projektionsfläche, die weder Frage noch Antwort sein will.