Bernard Edwards – Glad To Here

Vielleicht waren sechs Sterne tatsächlich zuviel für Nile Rodgers‘ Solo-Album, das bei häufigerem Gebrauch nicht so viel hielt, wie es anfangs versprach. Also Vorsicht bei Bernard Edwards, der anderen Hälfte des Erfolgsteams Chic, Doch ist Bernards Debüt ganz anders angelegt als das seines Kumpels, der dadurch verblüffte, daß er den Chic -Sound einfach auf die Hälfte verkürzte. Bernard setzt mehr auf Vielfalt, auf ein breites Panorama an stilistischen Bezügen, Der Hit der Platte, „Hard Lovin‘ Man“, steht zum Beispiel ganz in Chic-Tradition; „Glad To Be Here“ dagegen zeigt Bernard futuristisch: Vocoder-Stimme, baßlastige, sparsame Coolness. Ein Song wie Smokey Robinsons „You’ve Really Got A Hold On Me“ weist dagegen zurück in eine Zeit, als Chic noch Avantgarde war.

Bernard Edwards versucht einen Bogen zu schlagen, Verbindungen herzustellen zwischen einer Zeit, als schwarze Musik noch in erster Linie dem R & B verpflichtet war – und einer Zukunft, die wohl auch für ihn und Nile Rodgers ziemlich unklar aussieht. Ein Versuch der Selbstfindung, ein Zur-Ruhe-Kommen, während Nile Rodgers rastlos um den Erdball jagt, hier produziert und dort mitspielt (auch hier übrigens). Wenn man GLAD TO BE HERE wirken läßt, stellt man schnell fest, daß Bernard Edwards derjenige bei Chic ist, der für Wärme und Soul gesorgt haben muß, während Nile Rogers für Schneid, Eleganz und Cleverness steht. Genau daran fehlt es hier nämlich ein wenig. Die Platte verläßt nur selten die Grenzen des Genres und zeigt ein wenig zuviel Bereitschaft zum Kompromiß, Hochintelligente Musik allemal, aber von „Hard Lovin Man“ abgesehen etwas zu besonnen. Eine typische Bassisten-Platte.