Bruce Springsteen :: Working On A Dream
Rock für Barack - doch der Boss und seine E Street Band tun es auf diesem Album seltsam verhalten.
Einst hat Bruce Springsteen mit THE RISING die Trauer, die Fassungslosigkeit, den Schmerz nach 9/11 formuliert. Nun ist es an ihm, die Morgenröte einer neuen Ära zu feiern: WORKING ON A DREAM ist eineinhalb Jahre nach MAGIC, zehn Monate nach dem Tod von Danny Federici – das Album zum Beginn der Präsidentschaft Barack Obamas – und wie gerne würde man darüber Tränen der Freude vergießen wie in jener Nacht des 4. November, als der Wahlsieger mit seiner Familie im Gram Park von Chicago die Bühne betrat; wie gerne wäre man so ergriffen wie an jenem 20. Januar, als er zu Füßen des Lincoln Memorial seine Antrittsrede hielt. Allein: Master Bruce und die Seinen machen es einem nicht leicht. Dass das Cover das scheußlichste der jüngeren Pop-Historie ist, kitschiger noch als jenes, das Van Morrisons MAGIC TIME ziert – geschenkt. Aber dass die E Street Band bisweilen seltsam handzahm agiert, dass manche der 13 Songs zunächst wie die nicht so tollen Stücke von THE RIVER klingen, indes ohne die Emphase von damals, sorgt dann doch für Ernüchterung. Immerhin: Tunes wie das bluesinformierte „Good Eye“, das folkig-flotte „Tomorrow Never Knows“, das wehmütige „The Last Carnival“ und „Queen Of The Supermarket“, eine dieser typischen Kleme-Leute-Hymnen, treffen mitten ins Herz. Andere hingegen brauchen Zeit zum Wachsen: „Outlaw Pete“ etwa, der den Kiss-Gassenhauer „I Was Made For Loving You“ – nun ja zitiert; oder „Surprise, Surprise“, „My Lucky Day“ und „Kingdom Of Days“, die ihre Kicks hinter einer vermeintlich gesichtslosen Fassade aus sämigen Keyboards, klobigen Drums und gebremstem Drive verbergen und diese Reize erst im Lauf der Zeit enthüllen. Klassiker klingen anders – etwa so wie die anrührende Loser-Elegie „The Wrestler“, die Springsteen für Darren Aronofskys Film mit Mickey Rourke in der Hauptrolle geschrieben hat und die hier als Bonustrack enthalten ist. Ein Moment purer Magie. Der Rest mutet wie eine beschwingte, von Herzen kommende, aber leider nur phasenweise mitreißende Version von Martin Luther Kings legendärer „I have a dream“-Rede an.
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