Bruce Springsteen :: Wrecking Ball

Rock: Die Regierungschefs haben keine Antwort auf die Wirtschaftskrise. Der Boss auch nicht.

Ein paar Tage nach dem 11. September 2001 ging Bruce Springsteen spazieren, als ein Fremder ihm zurief: „Wir brauchen dich jetzt!“ Der Boss hörte den Hilferuf. Sogleich schrieb er eine Platte, die Amerikas Wut und Trauer im Nachhall von 9/11 auf den Punkt brachte. Gleichzeitig löste The Rising Springsteens eigene Schockstarre, in der er seit den 80ern gefangen war: Die E Street Band hatte wieder einen Auftrag. In seiner Euphorie spielte Springsteen gleich noch eine Platte ein. Und noch eine. Und dann noch eine. Zum Schluss war er bei Songs über Supermarktköniginnen angelangt. Dann kam die Wirtschaftskrise und gab Springsteen endlich wieder ein konkretes Anliegen. Auf Wrecking Ball erzählt er seine Lieblingsgeschichte: Dieses Amerika, das man doch eigentlich liebt, hat einen im Stich gelassen. Schon wieder. „Gambling man rolls the dice / Workingman pays the bill“, erklärt der Boss die Zusammenhänge. Wo klassenkämpferische Phrasen gedroschen werden, da ist Tom Morello meist nicht weit. Der Nightwatchman darf Hard-Rock-Gitarrensoli zu „Jack Of All Trades“ und „This Depression“ beisteuern. Andernorts hört man Drumloops und pathetischen Gospelgesang. Auf „Rocky Ground“ wird gar gerappt. Noch nie war man so froh über einen Beitrag von Clarence Clemons. Die zwei Saxofonsoli, die der voriges Jahr verstorbene Big Man Springsteen hinterlassen hat, zählen zu den wenigen Highlights auf dem klischeeüberladenen Wrecking Ball.

Key Tracks: „We Take Care Of Our Own“, „Land Of Hope And Dreams“