Calexico

Es geht weiter, immer weiter. Die Road-Map des Folk-Pop will in immer anderen Farben mit immer anderen Nuancen ausgemalt werden. Der neue Calexico-Longplayer CARRIED TO DUST erweitert das Sound- und Einfluss-Spektrum der beiden erklärten Americana-Cineasten um Landstriche und Orte, die bislang nicht auf ihrer Agenda zu finden waren. Nach dem u.a. in New York entstandenen Vorgänger GARDEN RUIN (2006) haben Calexico zwar wieder im heimischen Tucson mit Craig Schumacher aufgenommen, aber die Vielzahl der Zutaten und Zutäter macht die Calexico-Longplay-Nummer sechs (ohne EPs, Tour-CDs und Kollaborationen) doch zu einer Ausnahmeplatte im Gesamtwerk der ehemaligen Backingband von Howe Gelb.Lang lang her ist das, aber eine gewisse Rückbesinnung auf den staubtrockenen Tucson-Folk der frühen Jahre ist CARRIED TO DUST durchaus zu entnehmen, auf der anderen Seite der Vormarsch in neue Regionen und politische Zusammenhänge, den Burns und Convertino im Stile von Reisetagebüchern betreiben. Die Chile-Connection: „Victor Jara’s Hands“ zur Eröffnung des Albums, der Spickzetteltrack für die World-Radios weltweit. Die Moskau-Connection: „Red Blooms“, eine weitere Verlierergeschichte aus dem globalen Verteilungskampf, die bis in die U-Bahnschächte der russischen Metropole führt. Aus diesem Patchwork der Impressionen und Sehnsüchte ragen die klaren, minimal instrumentierten Songs mit den Joey Burns- Markenzeichen-Gitarren heraus („Man Made Lake“, „Hole In Your Head“), das sind dann die Momente, wenn Calexico nachhallen. Der Rest wächst um diese Lieder herum. Die Gäste mischen auf CARRIED TO DUST mit, als wären sie Geister, mit leichter Hand dirigiert von Burns und Convertino; Sam Beam (Iron & Wine), Doug McCombs (Eleventh Dream Day), Amparo Sanchez, Mickey Raphael (Neil Young, Willie Nelson, U2) und die kanadische Sängerin Pieta Brown. Und Trompeten haben wir auch wieder gehört. Es geht weiter, immer weiter. Auf beängstigend hohem Level.

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Frank Sawatzki – 08.09.2008

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